KZ-Methoden-betr.: "Schöne neue 'Boot Camp'-Welt", taz vom 30.6.89

betr.: „Schöne neue 'Boot Camp'-Welt“, taz vom 30.6.89

Leider wird im Artikel nicht klar berichtet, zu was diese „Haftanstalten“ eigentlich da sind, nämlich zum Brechen der Persönlichkeit der Häftlinge. Durch enormen psychischen Druck werden die Gefangenen den ganzen Tag über gefoltert. Die Methoden, die Gefangenen fertig zu machen, erinnern doch stark an KZ-Methoden im Dritten Reich. Wer die Haft im Boot Camp übersteht ist sein Leben lang ein gebrochener Mensch, oder besser gesagt, überhaupt kein Mensch mehr, da das Ziel, die Persönlichkeit der Gefangenen zu zerstören, in den meisten Fällen Erfolg hat. Und was die „niedrigen“ Rückfallquoten angeht, so resultieren diese keineswegs daraus, daß die „Behandlung“ im Boot Camp sinnvoll wäre, sondern daraus, daß jeder der auch nur im geringfügigen Maße rückfällig wird, die gesamte Strafe (statt derer er im Boot Camp war) in einem „normalen“ Knast absitzen muß.

Eigentlich müßten die Boot Camps aufgrund der amerikanischen Verfassung illegal sein, da in der Verfassung das Streben nach Glück garantiert wird, und zwar für jede(n). Es stellt sich aber die Frage, wie jemand nach Glück streben und dieses auch erlangen soll, wenn seine Persönlichkeit systematisch zerstört wurde.

Man muß sich mal vorstellen, was passieren würde, wenn es bekannt würde, daß es in einem sozialistischen Land ein solches Lager gibt. Die USA würden als erste im Namen der Menschenrechte ein riesen Gezeter abziehen. (...)

Sven Lewandowski, Stuttgart