K O M M E N T A R Was zu weit geht

■ Im Steintor explodierten Benzin und alte Bilder

Sagen Sie doch mal. Das geht doch nicht. Ich kaufe ja auch nicht in dem Laden. Obwohl, das Gemüse, das der hat, ist picobello. Aber ich kaufe da nicht. Muß man ja nicht. Man kann ja kaufen, wo man will. Aber wenn die schon mal da sind, da kann man doch nicht einfach... Also, das finde ich kein Verhältnis, im Sommer in die Türkei fahren und sich da beölen und dann hier in deren Läden... Sagen Sie doch mal.“

Meine Nachbarin ist keine Türkenfreundin und keine Feindin. Sie hat eine intuitive Vorstellung von dem, was sich zugetragen hat: Deutsche Türkenhasser haben den Brand gelegt, und sie hat eine Meinung: Das geht zu weit.

Ich find es blöd, bei der Ausländerfeindlichkeit immer gleich mit dem Antisemitismus im 3. Reich zukommen. Der hat noch eine spezielle, kulturell verankerte, liquiditorische Tradition. Aber: Die Phantasie, was sich im Türkenladen zugetragen hat, ist eine abgesunkene Erfahrung aus der Zeit, in der - zunächst - jüdische Läden verwüstet wurden. Als viele gesagt haben: Wir mögen die zwar nicht, aber das geht denn doch zu weit. Die Bilder sind noch da, die Realität war - diesmal - eine andere. Uta Stoll