KUNSTLICHT

■ Galerie Rabus - Galerie Ohse - Atelierhof - Crusoe Halle - Galerie Gruppe Grün

Gibt es eine kindliche Optik, die nicht naiv oder unbedarft wäre? Lauter kribbelnde, krabbelnde, kriechende, kletternde Tierchen und Zwitterwesen bevölkern die Galerie Rabus, teils in den allerliebsten Tausend-und-eine-Nacht-Farben, teils als Kalligramme auf weißem Reispapier. Die in Hamburg ausgebildete Koreanerin Eun Nim Ro (43) zum Thema Ästhetisierung: „Natur kann nicht zu schön sein“. Eilig und rhythmisch malt sie dekorative Botschaften vom ungebrochenen Verhältnis zur Natur. Dabei nehmen ihre Darstellungen zuweilen Zeichencharakter an, die Strichwesen werden bedrohlich, magisch, winken aus einer fremden (asiatischen?) Welt und harren der Dechiffrierung. (Lothringerstr.3; bis zum 20.Juli)

Schwere Leinöldünste über der Galerie Ohse: Andrea Küster (34) aus Düsseldorf läßt ihre gewaltigen Ölschinken vorführen, sehr präsente, ernstzunehmende Gesellen von unüberseh-(riech-)barer Körperlichkeit. Zu Reliefs auf drei bis vier Quadratmetern schichtet und spachtelt sie ihre selbstgemischten Farbpasten, dazwischen leuchten die kräftigeren Fertigfarben hervor.

Gegen vorschnelle Deutungen der abstrakt-orgiastischen Inhalte sperrt sich Frau Küster, indem sie weitgehend auf Titel verzichtet. Das eigentliche Interesse der Künstlerin gilt dem großen Format, das bei ihrer Körpergröße beginnt (ca. 1,50 m). Darauf betreibt sie ihr heftiges Hand-werk in einem manchmal Jahre dauernden Prozeß, den auch die langen Abtrocknungszeiten prägen. (Obacht Käufer! Die öligen Häute sind nicht durchgetrocknet: art in progress!). Apropos Käufer: bei der Eröffnung vermehrten sich die roten Punkte an den Bildern wie im Ölrausch, teils waren Wettrennen zu beobachten (bei Preisen bis zu 3800.-). (Contrescarpe 36; bis zum 22.Juli)

„So ist es nämlich, das andere“, sagt Susanne Leutenegger, Künstlerin aus der Schweiz und aus Irland und nun Oldenburg, und weist auf ihre Bilder, die sie im Atelierhof aufgehängt hat. Sie malt Fiktionen, Wunschräume, die dem Leben abzuringen wären. Die Lehrbeauftragte an der FHS Oldenburg (Architektur) übt sich in „BauArt“, so der Ausstellungstitel, sie baut ihre Bilder aus gefundenen Teerpappestücken, die sie mit Acryl, Lack und Kreiden bemalt, um sie zu geschlossenen, wenn auch völlig unrahmbaren Kompositionen zusammenzukleben. Auf schwarzem Teergrund erheben sich leichtsinnige Konstrukte, Bögen, Türme und „3 fuxrote Kuppeln“. Bitumenbedingt biegen sich die Bilder in die dritte Dimension, und wenn dann weicher Sommerwind durch den Atelierhof geht, möchte man angesichts der halluszinogenen Wirkung keine Drogen im Kopf haben.(Atelierhof in der Alexanderstraße, bis zum 20.7.)

Ts, ts, immer diese Ex-DDRlerInnen in Bremer Galerien (kürzlich der Leiberg in der Remberti-Galerie, derzeit die Schlegel bei Steinbrechers), die Treulosen, Geldgierigen, deren nackte Existenz das Unentspannte in der Entspannung evoziert. Aber jetzt kleben Plakate in der City, die explizit auf die einzig ordnungsgemäße Beziehung zur DDR -Kunst hinweisen: „In Zusammenarbeit mit dem staatlichen Kunsthandel der DDR“ realisierte sich die Ausstellung „Ulrike Gross - DDR - Textile Bilder“ in der Crusoe-Halle in der Böttcherstrasse. Applikation heißt die textile Technik, und wer sich jetzt niedliche Gaukler, Clowns und Seejungfrauen vor Häuschen und Bäumchen in allerliebsten Farben vorstellt, der liegt richtig.

Mit der Frage, ob Frau Gross mit ihren akkuratest zusammengenähten Stoff-und Tüllstückchen Kunst erzeugt, mag sich der Verband bildender Künstler der DDR herumschlagen, allerdings erfuhr sie bereits die Ehre, im Palazzo Prozzo ausstellen zu dürfen. (bis zum 13.8.)

Die Welt der Träume: frei, wild, anarchisch, voller ungezähmter Bilder und Assoziationen - ergo: unausgeloteter Bronn phantastischen Rohmaterials künstlerischer Produktion

-ergo: zu kolonialisieren! Dagmar Hess, HfK-Absolventin in Modedesign und Malerin, die sich selbst als „gute Träumerin“ apostrophiert, dokumentiert mit „Trauminstallationen“ in der Galerie Gruppe Grün einen Selbstversuch: sieben Tage und erst recht Nächte nutzte sie die Mittel der Autosuggestion und der REM-Forschung (rapid eye movement), um möglichst viele Träume auf die Ebene des Bewußten zu hieven, zu protokollieren und dazu zu malen.

Ergebnis ist eine aufwendige Installation aus Ameisen, Tortenstück, „Traumtotems“, spinnebeinigen Drahtbettchen, handschriftlichen Traumprotokollen und sieben Betten mit gipsernen Schläferinnen, die mit einem TV-Monitor verdrahtet sind. Dazu der Ton vom Endlosband: „Es müßte eine Möglichkeit geben, Träume sichtbar zu machen...“ Dagmar Hess notiert dazu: „Wer hat die intensivsten, schillerndsten, beeindruckendsten Bilder in sich? Das wäre die direkteste Kunstform und der wahre Künstler.“ (bis zum 20.7.) bu