Wohnen im Waggon

Frankfurt (taz) - „Einen Tropfen auf den heißen Stein“ für wohnungssuchende StudentInnen haben die Grünen im Frankfurter Rathaus und die Grünen an der Uni angekündigt. Nach ihrem am Montag vor Journalisten vorgestellten Projekt „Wohnen im Waggon“ sollen 39 ausgediente Bundesbahn-Wagen zu Wohnungen umgerüstet und auf stillgelegten Gleisanlagen an wohnungssuchende StudentInnen vermietet werden.

Das Konzept, das nun nach den Worten des grünen Stadtverordneten Sebastian Popp mit der SPD beraten wird, solle möglichst noch im September von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet werden. Denn für das kommende Wintersemester werde eine erneute Zuspitzung der studentischen Wohnsituation erwartet.

Die Architektengruppe LAP (Labor für neue Projekte), die an der Ausarbeitung beteiligt war, präsentierte ihr „unkonventionelles“ Wohnmodell mit dem Hinweis auf ähnliche Motive in Film und Literatur. Das Wohnen in Waggons sei darin mit dem „positiven Gefühl der Überwindung von Zeit und Raum besetzt“.

Nach ihrer Planung sollen insgesamt 48 Wohneinheiten geschaffen werden. Jeweils neun Waggons sollen zu einer Einheit zusammengestellt werden, in der sechs Personen mit je 17 Quadratmeter Wohnfläche untergebracht werden. Hinzu gehören jeweils zwei Aufenthalts- bzw. Eßwagen und ein Waggon mit Küche und sanitären Einrichtungen. Die Miete soll bis zu 200 DM pro Person betragen.

Daß es sich bei dem „exotisch anmutenden Konzept“ nur um einen Tropfen auf den heißen Stein handelt, räumte Christoph Zielonka von der Fraktion der Grünen im Uni-Konvent durchaus ein. Doch der „chronische Mangel an preiswertem und menschengerechtem Wohnraum“ erfordere kurzfristige Initiativen. Nur für fünf Prozent der rund 35.000 StudentInnen stünden Plätze in den StudentInnenwohnheimen bereit. Überdurchschnittlich viele StudentInnen müßten in Frankfurt noch bei ihren Eltern wohnen oder täglich lange Pendelstrecken zurücklegen.

Rainer Kreuzer