Liebe Zweibeins-betr.: "Sylt bald hundefrei", taz vom 5.7.89

betr.: „Sylt bald hundefrei“,

taz vom 5.7.89

Der Beitrag war wohl das blödeste und gedankenloseste, was in der taz je stand. Als Hund, der mit klugen Zweibeins zusammenlebt, der mit denen gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit auf die Straße zu gehen, Streikposten zu besetzen gewohnt ist, kann ich nur feststellen: Es gibt verdammt viele Hunde, die verhaltens- und artwidrig geführt und gehalten werden. Ein artgerecht gehaltener Hund hat auch in dieser lebensfeindlichen BRD es nicht nötig, sich „vorbei“ zu benehmen. Das Problem sind nicht wir, sondern die, die uns halten. Die Zweibeins, die uns nicht als Hunde, sondern als Statussymbole, als Kinderersatz oder Partnerersatz mißbrauchen, sind das Problem. Wir passen nicht in die lebensfeindliche Landschaft der Republik, wir stören, fallen lästig, klagen an. Nicht wir sind das Problem. Wir waren vor den betonierten Landschaften da, vor den neurotischen Zweibeins, die uns heute halten. Ihr Zweibeins habt eure und unsre Welt uns verleidet, nicht wir. Der törichte Zweibein von der taz hat mir den Grill gewünscht. Ich wünsche ihm nicht das Ersaufen in der Druckerschwärze. Ein engagierter, wenn auch dummer, Redakteur der taz, und ein fröhlicher aktiver Hund, der mit seinen Zweibeins zusammen ficht, haben Zorn und Ziel gemeinsam. Ich bin bereit, dem Luffi zu zeigen, was ein Hund ist.

Nach Diktat an seinen Zweibein zum Streikposten gegangen

Jonathan Tapper, Irisch Setter, Friedens- und Gewerkschaftshund, Oberhausen 1

Anmerkung der LeserInnenbriefredaktion: Dies war der klügste, witzigste und am wenigsten bornierte Hundebrief zu diesem Thema. Briefe dieser Art versüßen mir meinen Arbeitsalltag. Danke