Rap bei 40 Grad im Schatten

■ Spike Lee's neuer Film „Do the right thing“

Zur Hitze kommt der Lärm, das Stimmengewirr und die Musikfetzen aus den Radios, der Krach um die Lautstärke. Do the right thing ist ein schräg-kitischiger Vidoclip, ein Musical, eine Oper, Porgy und Bess ist ein Schlaflied dagegen. Obwohl das bunte Volk auf den Treppen vor den rosaroten Einfamilienhäusern an Gershwin erinnert. Ein Film zum Hören (bloß vom Slang habe ich nicht viel verstanden, denn der Verleih zeigt den Film der Presse ohne Untertitel: mit einem französischen Streifen würden sie das nie wagen: auch eine Form von Rassismus), und die Kamera tanzt Rap dazu, bei 40 Grad im Schatten: jeder Filmschnitt ein schnarrender Beat, unbarmherzig und anstrengend bis zur Erschöpfung.

„Fight the power“ - dieser Titel läuft im Vorspann, drei aerobic-gestylte Frauen tanzen imaginäre Boxkämpfe dazu, aggressive Erotik in schwülem Rotlicht: die Körper als Waffe. Das sanfte Saxophon vorneweg hat keine Chance.

Fight the power - Mookie/Spike Lee versucht es. Er flitzt durch die Gegend, ein kleines drahtiges Männchen mit Pizzas und Sprüchen, wiegelt immer wieder ab und versöhnt die Schwarzen mit den Weißen und den Gelben - ein Missionar in Turnschuhen.

Aber dann erschlagen die Polizisten Radio Raheem. Mookie steht vor der Pizzeria, um ihn herum die erregte Menge. Ganz ruhig leert er eine Mülltonne, hebt sie und wirft sie ins Kneipenfenster. Eine Szene, in all der Hektik sieht sie aus wie in Zeitlupe. Eine fast friedliche Bewegung. Dann beginnt die Schlacht, im Nu steht der Laden in Flammen. Es brennt, endlich. Eine Erlösung.

Ein Film für Gewalt. Oder genauer: einer, der vor der Gewalt kapituliert. Vor dem Hass, dem Rassismus. „Fight the power“: Nicht Krieg oder Frieden heißt die Alternative, entscheidend ist die Wahl der Waffen. Wenn nicht dieses sanfte Ende wäre.

Christiane Peitz

Spike Lee: Do the right thing. Kamera: Ernest Dickerson; Musik: Bill Lee; mit Danny Aiello, Ossie Davis, Spike Lee, Bill Nunn. USA 1989, 118 Min.

Der Film startet heute in den größeren Städten in Westdeutschland, in Berlin am 3.August