Hundert Hausdurchsuchungen wegen Neonazi-Blatt 'Kampfgefährtin‘

Berlin (taz) - Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Koblenz sind gestern im ganzen Bundesgebiet über 100 Wohnungen nach dem Neonazi-Blatt 'Kampfgefährtin‘ durchsucht worden. Gegen die Herausgeber, Curt und Ursula Müller, ist ein Ermittlungsverfahren wegen „Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen“ anhängig. Beide werden verdächtigt, Broschüren verbreitet zu haben, „die ihrem Inhalt nach dazu bestimmt sind, Bestrebungen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation fortzusetzen“.

Der Gärtnereibesitzer Curt Müller gilt als einer der führenden Köpfe in der bundesdeutschen Neonazi-Szene. In Erscheinung trat er unter anderem, als am 20. April 1980 die „Junge Front“ gemeinsam mit Rechtsradikalen aus der ganzen BRD Hitlers Geburtstag in seiner Gärtnerei feierten. Seine „NS-Kampfgruppe Curt Müller“ plante 1983 zum 50. Jahrestag der „Machtergreifung“ einen Jubelmarsch an seinem Wohnort in Mainz-Gonsenheim. Bekannt wurde er auch wegen seiner engen Kontakte zur „Wehrsportgruppen Hoffmann“ und zur „Volkssozialistischen Bewegung“ von Friedhelm Busse - beide mittlerweile verboten.

Eingeleitet wurde das Verfahren wegen der März-Nummer 1988 der 'Kampfgefährtin‘. Unter der Überschrift „50 Jahre, März 1938 - März 1988“ heißt es unter anderem: „Anläßlich dieses geschichtlich einmaligen Vorganges der unblutigen Wiederherstellung des großdeutschen Reiches wird die Besatzerfreibank des Austriakentums aufzuheulen beginnen. So wie das Rabbinat es ihnen befahl.“ Ergebnisse der Durchsuchungs- und Beschlagnahmeaktionen waren bei Redaktionsschluß nicht bekannt.

Wg