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Thatcher empfing UDF-Vertreter

Mitglieder der südafrikanischen Widerstandsorganisation sprechen von einem „Durchbruch“  ■  Aus London Jerry Sommer

Als einen diplomatischen „Durchbruch“ wertete gestern Azhar Cachalia, Schatzmeister der „United Democratic Front“ UDF, eine der größten Widerstandsorganisationen in Südafrika, das Gespräch, das die britische Premierministerin Margret Thatcher am Mittwoch mit Albertina Sisulu und anderen Repräsentanten geführt hatte. Damit hätte Thatcher die UDF „als Verhandlungspartner akzeptiert“. Zuletzt hatte 1919 ein britischer Premier mit Vertretern der schwarzen Bevölkerungsmehrheit Südafrikas gesprochen. Thatcher hatte noch voriges Jahr den ANC als „typisch terroristische Organisation“ diffamiert.

In der 40minütigen Unterredung hatte Thatcher die Forderung der UDF nach umfassenden Sanktionen gegen das Apartheid -Regime erneut abgelehnt. Als positiv wertete die UDF -Kopräsidentin, die 71jährige Albertina Sisulu, deren Mann seit 1964 im Knast sitzt, Thatchers Erklärung, daß London weiterhin das von einer Arbeitsgruppe des Commonwealth 1986 ausgearbeitete Verhandlungskonzept unterstützt. Laut Sisulu sind darin wichtige Vorbedingungen für Verhandlungen enthalten, und die Entfernung des Militärs aus den Townships, Versammlungs- und Meinungsfreiheit, Freilassung von Mandela und allen anderen Gefangenen, Aufhebung des ANC -Verbots.

Thatcher hätte in dem Gespräch auch die Vermutung geäußert, daß Nelson Mandela nach den Wahlen in Südafrika im September freigelassen wird. „Offensichtlich hat sie darüber genauere Informationen, als sie uns gegenüber zugegeben hat“, meinte Azhar Cachalia. Doch dies würde nicht ausreichen, um in Verhandlungen einzusteigen. Dazu müßten alle Gefangenen freigelassen werden. Die UDF-Leute betonten weiter, gegenwärtig weitverbreitete Spekulationen über bevorstehende Verhandlungen in Südafrika hätten „keinerlei Basis, weil das Regime nicht bereit ist, Apartheid aufzugeben“. Die Delegation hatte vor ihrem Besuch in London in Washington mit US-Präsident Bush Gespräche geführt. Bush hatte Albertina Sisulu im Mai persönlich eingeladen und ihre Reise in die USA quasi zur Bedingung für eine Einladung des designierten Botha-Nachfolgers de Klerk gemacht. De Klerk darf nun Ende Juli kommen.

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