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Eagleburger sagt Israel-Reise ab

USA wollen Eindruck der Einmischung vermeiden / Die Zeichen in Jerusalemer Koalition stehen bereits wieder auf Kompromiß  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Das Außenministerium der Vereinigten Staaten hat in einem überraschenden Schwenk die Entsendung einer hochrangigen Delegation nach Israel vorerst abgesagt, die vom stellvertretenden Außenminister Lawrence Eagleburger hatte geleitet werden sollen. Begründet wurde dies damit, daß die Vereinigten Staaten den Eindruck vermeiden wollten, sie mischten sich in die inneren Angelegenheiten Israels ein. Doch in der israelischen Regierung stehen die Zeichen längst schon wieder auf Kompromiß.

Die Minister der Arbeiterpartei sprachen sich in der letzten Woche dagegen aus, die Koalition zum jetzigen Zeitpunkt zu verlassen, falls der Shamir-Plan, Wahlen in den besetzten Gebieten durchzuführen, weiterhin Grundlage der Regierungspolitik bleibe.

Für Anfang der Woche wurde in Jerusalem bereits mit einer Sitzung des kleinen Kabinetts gerechnet, bei der über gemeinsame Schritte zur Beendigung der Regierungskrise beraten werden sollte. Die Arbeiterpartei ist dabei nicht frei von Hintergedanken, denn sie befürchtet, sie könne im Falle von Neuwahlen schlechter abschneiden als im letzten Herbst. Peres, der sich letzte Woche noch für einen Austritt aus der Koalition ausgesprochen hatte, vertritt mittlerweile die entgegengesetzte Position. Bei Neuwahlen müßte er auch damit rechnen, daß ihm der populärere Verteidigungsminister Rabin den Parteivorsitz streitig macht.

Es gibt bisher keinerlei Hinweise darauf, daß die Arbeiterpartei an einem eigenen Friedensplan arbeitet. Die Arbeiterpartei möchte lieber der amerikanischen Linie folgen und den Shamir-Plan in seiner ursprünglichen Form als Grundlage der Politik der Koalitionsregierung beibehalten ohne die Einschränkungen, die das Zentralkomitee des Likud beschlossen hatte.

Die Führer des Likud sehen sich unterdessen entsprechendem amerikanischen Druck ausgesetzt, die Koalition unter dieser Prämisse weiter aufrecht zu halten.

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