Bremer Sozialamt kopf- und cheflos

■ Neuorganisierte Soziale Dienste werden neu organisiert / Zentralamt wird aufgelöst / Neuer Job für 238 MitarbeiterInnen gesucht

238 MitarbeiterInnen in Henning Scherfs „Amt für Soziale Dienste“ müssen sich nach einem neuen Beamten-Job umsehen. Der Grund: Zwei Jahre nach der „Neuorganisation der Sozialen Dienste“ (NOSD) sollen die sozialen Dienste jetzt erneut neuorganisiert werden. Am letzten Freitag einigten sich Sozialsenator Henning Scherf und der Personalrat nach einwöchigen, zähen

Verhandlungen auf ein neues Konzept für die Bremer Sozialbehörden. Kernstück des neuen Modells: Das bisherige Zentralamt der NOSD wird ersatzlos gestrichen. Die entstehende Lücke in der Behördenhierarchie füllt eine kollektive Amtsleitung aus, die aus den vier NOSD -Regionalleitern gebildet werden soll. Für den bisherigen NOSD-Chef, Helmut Cyriacks, ist in dem neuen Mo

dell damit kein Platz mehr. Womit sich Bremens oberster Sozialarbeiter während seiner letzten Dienstjahre bis zur Pensionierung beschäftigen soll, weiß Cyriacks bislang angeblich selbst noch nicht. Wahrscheinlich wechselt er unter Wahrung aller beamtenrechtlichen Besitzstände - direkt in Scherfs senatorische Behörde.

Arbeitslos wird auch von den

übrigen 237 Mitarbeiterinnen niemand werden, die sich bislang „zentral“ um soziale Dienstleistungen in Bremen gekümmert haben. Manche werden mit ihrem bisherigen Chef in Scherfs Senatsbehörde wechseln, die meisten voraussichtlich in eine der vier Regionalabteilungen der NOSD umziehen. Denn, darüber waren sich Senator und Personalräte einig, Ziel der Neuorganisation der Neuorganisation soll die Stärkung der dezentralen Arbeit in den Stadtteilen sein.

Zum gleichen Ergebnis kommt auch der Bericht des Frankfurter I.S.S.-Instituts. Die Frankfurter Wissenschaftler zogen jetzt, zwei Jahre nach einer Radikalkur, in der die größte Bremer Behörde umstrukturiert wurde, eine erste Bilanz über Erfolge und Stückwerk in dem 3.000 MitarbeiterInnen-Apparat „NOSD“. Ihr Resumee: „Unsynchronisierte Arbeitsteilung“,„unzureichende Beteiligung der regionalen Leitungsebene an der sozialpolitischen Entscheidungsfindung“ und „unzureichende Zusammenarbeit mit Ortsämtern, Beiräten und freien Trägern“.

Über Reibungsverluste, Papierkrieg und Dauerkonferenzen klagen auch viele der seit zwei Jahren neuorganisierten SozialarbeiterInnen. Gute Ideen seien entweder aus Personalmangel überhaupt nicht umgesetzt wor

den oder in einem Wirrwarr zwischen allgemeiner Unzuständigkeit oder Doppel- und Dreifachzuständigkeit hängen geblieben. Neben dem NOSD-Zentralamt gab es in jeder Frage noch einen zweiten zentral zuständigen Referenten in Scherfs senatorischer Behörde. Schon im Februar hatten die Personalräte eine lange Sorgenliste in Sachen NOSD-Dickicht und Doppelarbeit zusammengestellt und Senator Scherf signalisiert: „So geht es nicht weiter.“

Besserung erhoffen sich Gutachter und Personalräte - neben der Auflösung des Zentralamts - vom Einsatz zweier zusätzlicher „Projektmanager“ in jeder der vier NOSD -Regionen Mitte/West, Süd, Nord und Ost. Sie sollen in Zukunft dafür sorgen, daß gute Ideen, die in den Stadtteilen entwickelt werden, dort auch tatsächlich umgesetzt werden und nicht in den Aktenablagen einer Zentralbehörde verstauben. Darüberhinaus sollen „Stadtteilkoordinatoren“ in jeder Region die Zusammenarbeit mit Ortsämtern und Beiräten verbessern.

Im September soll der Senat über die neuorganisierten neuorganisierten Sozialen Dienste beraten. Bis dahin sollen auch 238 NOSD-MitarbeiterInnen ihren neuen Arbeitsplatz kennen.

K.S.