Offener Brief

 ■ D O K U M E N T A T I O N

Seit mehreren Jahren laßt Ihr in Euer Land Menschen herein wohlgemerkt Menschen, und keine Schachfiguren, die man beliebig hin- und herschieben und bei Bedarf einfach beiseiteschieben kann. Ihr habt viele von uns nach oben klettern lassen, um uns nun mit einem Fußtritt wieder nach unten zu befördern. Es fällt uns schwer zu glauben, daß es Euch Spaß machen könnte, uns in dieser Weise zu behandeln.

Wir sind hier allein und mit Familien. Wir haben gehofft, in Deutschland für uns und unsere Angehörigen Chancen für ein menschenwürdiges Dasein zu finden. Könnt Ihr Euch in unsere Lage versetzen? Könnt Ihr begreifen, was es bedeutet, wenn mit einem Federstrich alles getilgt wird, worauf man bisher alle seine Hoffnungen auf ein besseres Morgen gegründet hat?

Könnt Ihr unsere Verzweiflung begreifen? Die Verzweiflung derer, die wegen Fahnenflucht im Gefängnis landen werden, und die Verzweiflung derer, die alle Brücken hinter sich verbrannt haben und nun in ein Land zurückkehren müssen, mit dem sie - außer der Sprache - nichts mehr verbindet? Indem Ihr eine für uns negative Entscheidung trefft, begrabt Ihr die Hoffnungen Tausender Menschen. Könnt Ihr das wirklich vor Eurem Gewissen verantworten? Nehmt Ihr auch für Euch die Gnade der späten Geburt in Anspruch? Warum entlaßt Ihr Euch selbst aus der moralischen Verantwortung gegenüber denjenigen, die bei Euch nichts anderes als Zuflucht gesucht haben?

Stellungnahme verschiedener Asylbeweber eines Neuköllner Asylbewerberheimes zur Sondersitzung des Abgeordnetenhauses