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Streit in Israel um einen Dokumentarfilm  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Betreibt Israels Fernsehen Öffentlichkeitsarbeit für die PLO? Dies jedenfalls ist die Ansicht von Abgeordneten des Likud-Blocks und der kleinen rechtsgerichteten Parteien. Stein des Anstoßes: ein Dokumentarfilm über palästinensische Häftlinge im Gefängnis Jneid bei Nablus in der Westbank. Der Beitrag, der am Freitag in einem Nachrichtenprogramm ausgestrahlt wurde, beschäftigte sich mit der Selbstorganisation der palästinensischen Gefangenen. Häftlinge erläuterten, daß sie ihre Aktivitäten als Teil des Aufstands in den besetzten Gebieten ansehen und sich je nach Zugehörigkeit zu den einzelnen palästinensischen Parteien der PLO organisieren. Die israelischen Fernsehzuschauer erfuhren, daß diese Gruppen dann Delegierte für die Selbstverwaltungsorgane und Sprecher der Gefangenen wählten. Der Film berichtete auch über die verschiedenen Sport-, Studien- und Selbsthilfegruppen und betonte die Disziplin und hohe Moral der Häftlinge. Ein Sprecher der Gefängnisbehörden erklärte, sie müßten diese Selbstverwaltung der Insassen akzeptieren. Sie sei der Preis für Ruhe unter den palästinensischen Gefangenen in den Gefängnissen. Die israelischen Rechtsparteien zeigten sich erbost. Sie protestierten dagegen, daß der Film eines Fernsehteams überhaupt ausgestrahlt wurde. Für die Abgeordneten des konservativen Likud-Blocks handelte es sich um einen PR-Dienst für die PLO. Sie warfen den Sicherheitsdiensten vor, „Geld zu verschwenden und eine Universität im Stile eines Fünf-Sterne-Hotels für Terroristen zu unterhalten“.

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