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Obdachlosen-Zählung

Berlin (taz) - Normalerweise zählt die Zentrale Statistische Bundesbehörde in Washington die Bevölkerung per Post. Nun, das kann man mit Menschen ohne Dach überm Kopf nicht tun. 1984 schätzte man ihre Zahl auf 250.000 bis 350.000 landesweit. Die „National Coalition for the Homeless“ in Washington geht heute vom 10fachen aus. Nun ist man im Zentralamt auf die Idee gekommen, in allen 50 Bundesstaaten über 9.000 ZählerInnen loszuschicken. Wenn die am 9. März 1990 erst in die Obdachlosen-Asyle und -Hotels der großen Städte und dann nachts durch die Seitenstraßen, Parks und Ruinen ziehen, um dort innerhalb von 12 Stunden Daten zu sammeln, dann stecken dahinter divergierende Interessen: Konservative hoffen auf niedrige Zahlen, um Sozialprogramme klein zu halten. Die großen Städte spekulieren auf hohe Zahlen, um mehr Gelder zu bekommen. Mit der Zählung kommt man vielleicht der Wahrheit über das Ausmaß sozialen Elends näher. Ob die Bush-Regierung dann mehr anzubieten hat als den Bau immer neuer Obdachlosenheime, steht in den Sternen.

AS

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