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Billig-Löhner aus Tuvalu angeheuert

■ Hamburger Reederei will im „Zweitregister“ nur noch 214 Mark Monatslohn zahlen

Nach der Bremer Reederei „Sloman Neptun“ hat jetzt auch die Hamburger Reederei „Christian F. Ahrenkiel“ zwei Schiffe im „Zweitregister“ angemeldet. In dieser Woche sollen 24 Seeleute von der Pazifik-Insel Tuvalu zu Heimatlöhnen auf der „Isar Express“ und der „Red Sea Encounter“ angemustert werden. Die ÖTV sieht ihre schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Denn nach ihren Informationen sollen die Tuvalu -Seeleute, die heute in den Maschinenräumen beider Schiffe anfangen sollen, lediglich eine Monatsheuer von 214 bis 555

Mark bekommen. Die deutschen Arbeitsschutz- und Sozialvorschriften gelten für sie nicht. „Das sind apartheidähnliche Arbeitsbedingungen“ kommentierte die ÖTV.

Bei der Reederei kann man die Aufregung nicht verstehen. „Das hat der Gesetzgeber doch so gewollt. Erst läßt man sich im Zweitregister registrieren, dann wechselt man die Leute aus“, sagte Reedereisprecher Gruwe. Einziges Zugeständnis: „Es wird kein Mann entlassen.“ Noch in dieser Woche muß jetzt das Arbeitsgericht über den Mannschafts-Aus

tausch entscheiden. Der Betriebsrat hat seine Zustimmung verweigert.

Der Einsatz von Billig-Löhnern aus Tuvalu kommt nicht überraschend. Schon seit über zwei Jahren werden im Auftrag mehrerer deutscher Großreeder in einer Seefahrtsschule auf der Pazifik-Insel gut 300 Seeleute für ihren Einsatz auf deutschen Schiffen vorbereitet. Diese Seeleute warten jetzt, ausgestattet mit Sondervisa der Ausländerbehörde, auf ihren Einsatz auf bundesdeutschen Zweitregister-Schiffen.

Kai von Appen

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