Ein Ziel: ältester Meister

■ Das Tischtennisdenkmal Bernt Jansen soll den Oberliga-Aufsteiger Hertha06 in die 2.Oberliga bringen - Zwanzig Jahre nach seinen großen Erfolgen ein Neuanfang

Ein Tischtennis-Opa - am 27.Juli wird Bernt Jansen vierzig Jahre alt - will es noch einmal wissen. Sein neuer Verein Hertha06 soll mit ihm nicht nur in die 2.Bundesliga aufsteigen, Jansen will auch alles daransetzen, um als ältester Berliner Meister im Herren Einzel in die Annalen eingehen. In den vergangenen Jahren war der frühere Nationalspieler den Titelkämpfen ferngeblieben. Doch Thomas Friese, Unternehmensberater und Macher des ambitionierten Oberliga-Neulings Hertha06, „hat mich motiviert“, sagt Jansen, die aktuelle Nummer6 der Rangliste. Die Motivation galt seit jeher als der eigentliche Hauptgegner des gebürtigen Osnabrückers.

Mit sechszehn Jahren nahm er bereits an den Weltmeisterschaften teil; zweimal (1968 und im Jahr darauf) scheiterte er im Deutschen Endspiel nur äußerst knapp Eberhard Schöler, der bundesdeutschen Tischtennislegende. 1969 führte er schon 20:15 im entscheidenden fünften Satz, als dem Hitzkopf die Nerven durchgingen und er die Bälle nur noch wutentbrannt in die Gegend schoß.

Dann kamen die Welttitelkämpfe von München 1969, die dem Deutschen Tischtennis Bund (DTTB) den bis dato größten internationalen Erfolg bescherten: die Vizeweltmeisterschaft mit der Männermannschaft. An der Seite von Eberhard Schöler und Wilfried Lieck schmetterte sich der damals „Asiatenkiller“ genannte Jansen ins publizistische Rampenlicht, indem er unter anderem den amtierenden Weltmeister Hasegawa aus Japan bezwang.

Seine unorthodoxe Schlitzohrigkeit, von den Assen aus Fernost gefürchtet, weshalb der Osnabrücker mehrmals in die Europaauswahl berufen wurde, lag den bundesdeutschen Funktionären schwer im Magen. Sie reagierten bis hin zur Streichung aus dem DTTB-Kader, weil Jansen lieber eine Kneipentour unternahm als auf einem Bundeslehrgang zu schwitzen.

Mitunter hatten diese Zwistigkeiten auf handfeste wirtschaftliche Gründe. Bernt Jansen erinnert sich an eine Auseinandersetzung mit dem heutigen DTTB-Präsidenten Hans Wilhelm Gäb: „Gäb hat damals mit einer Tischtennisfirma zusammengearbeitet, während ich bei einer anderen unter Vertrag stand. Ich wurde von Herrn Gäb angesprochen, ob ich für seine Firma starten könnte. Ich habe das verneint, und kurze Zeit später war in einer deutschen Sportillustrierten zu lesen, daß es doch nicht gut ist, wenn ein junger deutscher Spieler schon Verträge hat. Ich merkte: Du mußt vorsichtig sein!“

Mit Hertha06 will Jansen nun bis in die 2.Bundesliga aufsteigen. So sieht der Plan Thomas Frieses aus, der seine Mannschaft für kommende Saison enorm verstärkt hat. Angst vor seinen jüngeren Gegnern hat der 40jährige Plattenfuchs dennoch nicht: „Es würde noch für die Bundesliga reichen da bin ich schon der Meinung. Die Jüngeren haben meine Spielart doch überhaupt nicht mehr drauf.“

Jürgen Schulz