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Eigene Presse für die „Republikaner“?

■ „Republikaner“ planen die Herausgabe einer Monatszeitschrift / Das Konzept stammt von einem Parteimitglied, das wegen Vergewaltigungsverdacht verhaftet wurde

Offensichtlich plant der Berliner Landesverband der „Republikaner“, die Stadt in hunderttausendfacher Auflage mit seinem Gedankengut zu überschwemmen. Die Führung der rechtsradikalen Partei will in Kürze Monat für Monat eine eigene Zeitung namens „Der Republikaner“ für den Landesverband Berlin herausgeben. Die Startauflage der Monatszeitschrift soll nach dem Willen der „Konzeptgruppe“ 100 bis 150.000 Exemplare betragen. In einem Konzeptpapier, das im Auftrag der Berliner Parteiführung erstellt wurde, steht die Propaganda und Mitgliederwerbung an erster Stelle. So heißt es in der Präambel: „Das allgemeine Erscheinungsbild des Blattes soll Mitglieder sowie Interessenten ansprechen, sie informieren, rhetorisch und argumentativ weiterbilden als auch die allgemeine Organisation erleichtern.“

Das „zunächst“ auf sechzehn Seiten konzipierte Blatt soll kostenlos über die Kreisverbände an die Öffentlichkeit verteilt werden. Als weitere Vertriebswege für die Zeitschrift hat man bei den REPs „öffentliche Stände“ und „Informationsabende“ im Auge. Nach einer „Anschubfinanzierung“ aus der Parteikasse hofft man im weiteren auf eine „Selbstfinanzierung“ des Blattes durch Werbeaufträge. „Richtschnur für in Rechnung zu stellende Werbeaufträge sollte der Werbeeffekt für den Auftraggeber sein“, heißt es in dem Konzeptpapier. Und da hofft man offenbar auf reichlichen Zuspruch aus der Wirtschaft und spekuliert bereits auf Gewinn: „Über einen längeren Zeitraum gesehen kann hier durchaus ein Überschuß erarbeitet werden.“ Neben einem festen Mitarbeiterstab aus „fünf bis sechs Parteimitgliedern“ sollen vor allem ehrenamtliche Schreiber die Seiten füllen.

Bisher hatten die REPs in unregelmäßigen Abständen ein vier Seiten umfassendes Informationsblatt zum Preis von 1Mark herausgegeben. „Dieses in hundertausend Auflage erschienene Informationsblatt reicht jetzt nicht mehr aus“, erklärt der REP-Landesvorstand. Aber noch ist es nicht soweit. Der „Motor“ der neuen REP-Zeitung und Konzeptkonstrukteur sitzt seit kurzen im Moabiter Knast: Detlef Tannenberger, zweiter Vorsitzender der rechtsradikalen Partei im Kreisverband Wedding, hat sich zunächst einmal mit ganz anderem zu beschäftigen. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft vor, am Abend des 14.Juli eine junge Frau in seinem LKW auf der Heidestraße als Anhalterin mitgenommen und sie in einer Seitenstraße bedroht und vergewaltigt zu haben. Der auf Klaviertransporte spezialisierte Tannenberger, der nebenbei im Wedding noch eine Werbeagentur betreibt, „darf bis zur Klärung der Vorwürfe keine Parteifunktionen ausüben“, kommentierte REP-Sprecher Thaler den Vorwurf gegen den Zeitungsmacher der REPs.

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