Gute Unterhaltung

■ Der Davis-Cup erlaubt den Kontakt zwischen Spieler und Trainer

München (taz) - Es stand 1:4 im entscheidenden fünten Satz. Der Schwabe Steeb, 21, saß zur Pause auf seinem Stuhl, und vor ihm war der Coach in die Knie gegangen. Fast beschwörend redete Niki Pilic auf den Zurückliegenden ein, in der Hoffnung, die Dinge noch zum Guten zu wenden.

Daß auf dem Platz Kontakte möglich sind zwischen Trainer und Spieler, ist eine der Besonderheiten beim Davis-Cup. Normalerweise ringen die Profis alleingelassen mit ihrem Seelenleben und den technischen Mängeln von Volley und Rückhand, oft genug die Häupter behängt mit Handtüchern. Unterstützung von außen wird von den Schiedsrichtern bestraft, wie die Handzeichen etwa, mit denen Günter Bosch dem jungen Becker andeutete: Zwei Schritte zurück beim Return.

Doch beim Davis-Cup beschränkt sich der Einfluß nicht auf gute Worte in den Pausen. Nach fast jedem Ballwechsel suchte Steeb Blickkontakt mit Pilic. Der beließ es schon mal bei einem aufmunternden Kopfnicken, aber je nach Situation wurde da die Faust geballt, mit nach unten gewandten Handflächen „Ruhe“ signalisiert oder gar mit dem ganzen Arm eine Schlagbewegung simuliert. Und wenn's Not tat, brüllte der Team-Kapitän seine Anweisungen einfach auf den Platz.

Für einen wie Pilic, der vor der Ära Becker seine Spieler im Training immer noch mit alter Klasse schlagen konnte, ist das kein einfacher Job. Sichtlich angespannt sitzt er da aufrecht oder vornübergebeugt, die Arme vor der Brust verschränkt. Und ab und an greifen die beiden Hände nach den Stuhllehnen, so als wolle er im nächsten Moment aufspringen und den Schläger selber in die Hand nehmen. Tom Gorman, der US-Kollege, wirkt da weitaus ruhiger. Hockt da wie im Fernsehsessel, was ihn aber nicht hindert, Brad Gilbert Beine zu machen. Als der etwas tranig zum vierten Satz aus der Kabine kommt, trippelt Gorman immer wieder wie ein Wilder mit den Füßen und schreit.

„Auf jeden Fall positiv“ sei die Anwesenheit einer Bezugsperson für die Spieler, glaubt Trainer Bosch, der selbst einige Jahre das bundesdeutsche Team betreute. Dennoch ist die Einflußnahme bei all der Hektik begrenzt: „Die grundsätzlichen Sachen muß man vorher besprechen.“ Oder es läuft von alleine. „Die besten Spieler“, sagt Pilic, „sind auch am leichtesten zu coachen.“

Bei Steeb beispielweise hat sein Einsatz ja auch nichts genützt. Aber das Leben der Tennisprofis ist reich an Entbehrungen, da kann eine Portion Zuwendung grundsätzlich nichts schaden.

-thöm