SPD-Wähler wandern zu den REPs

FORSA-Studie: Im klassischen SPD-Milieu verliert die Partei vier Prozent an die „Republikaner“  ■  Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Wegen hoher Verluste an die „Republikaner“ könnte die SPD bei der Bundestagswahl erneut die 40prozentmarke verfehlen. Zu diesem Schluß kommt der Leiter des Dortmunder Sozialforschungsinstituts FORSA, Manfred Güllner, nach einer Untersuchung des Wählerverhaltens in der bisherigen SPD -Hochburg des Dortmunder Nordens. In diesem Arbeiterbezirk mit starker antifaschistischer Tradition verlor die SPD laut FORSA bei der Europawahl vier Prozent an „Republikaner“ und DVU, die dort gemeinsam auf 9,5 Prozent kamen. Der Studie zufolge, die im Auftrag des NDR-Magazins Panorama gefertigt wurde, schließen außerdem weitere sieben Prozent der noch treuen SPD-Anhänger nicht aus, künftig rechtsradikal zu wählen.

Diese erste Spezialuntersuchung (1.400 Befragte) über die Attraktivität der Rechtsaußen-Parteien im klassisch sozialdemokratischen Milieu bestätigt Befürchtungen, die seit der Europawahl im SPD-Vorstand aufgekommen sind. In der Bonner Baracke wird geschätzt, daß ein Drittel bis ein Viertel der REP-Wähler von der SPD komme; der SPD -Wahlforscher Joachim Hofmann-Göttig stellte für die Europa und die Hessenwahl fest, daß Sozialdemokraten vor allem dort Stimmen einbüßten, wo die „Republikaner“ besonders stark wurden.

Die SPD-Strategen rätseln allerdings bisher über die Motive dieser abtrünnigen SPD-Wähler und vergaben dazu Forschungsaufträge an das SINUS-Institut. Die Ergebnisse der FORSA-Studie, die sich nach Ansicht des Instituts „mit Sicherheit auf andere Arbeiter- und SPD-Hochburgen übertragen“ lassen, geben bereits einige Anhaltspunkte: Der Anteil derer, die sich sozial benachteiligt fühlen und sich in der gesellschaftlichen Hierarchie unten einordnen, ist bei den ehemaligen SPD-Wählern mit 41 Prozent weitaus höher als bei den REP/DVU-Wählern insgesamt (27 Prozent). Ebenso rechnen bei den abtrünnigen SPD-Wählern wesentlich mehr mit einer künftigen Verschlechterung ihrer finanziellen Verhältnisse. Bei den Ressentiments gegen Ausländer zeigen sich hingegen keine Unterschiede: Das sogenannte „Ausländerproblem“ wird durchgängig als Hauptmotiv angegeben. Hingegen spielt laut FORSA bei den Ex-SPD -Anhängern ein Gefühl von Ohnmacht und Nicht-mehr-vertreten -Werden eine besondere Rolle.