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"Weil ich da selber mitmache"

■ Kinderoper "Wir Bremer Stadtmusikanten" begeisterte das junge DACAPO-Publikum

Kinderoper „Wir Bremer Stadtmusikanten“ begeisterte das junge DACAPO-Publikum

Der Saal im Bürgerhaus Weserterrassen war schwarz verdunkelt, in der Mitte ein Podium für die ZuschauerInnen in den Ecken kratzte und piepte, miaute und tutete, klopfte und pochte es: Die Kinderoper „Wir Bremer Stadtmusikanten“ kam nach vier Tagen Probe am Donnerstag Nachmittag zur Aufführung.

Ein sich drehendes Fahrrad-Rad symbolisierte die Mühle, deren zu alt gewordener Esel die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten bekanntlich auslöste. Mit ca. 14 Händen an einer Flü

gel-, einer Keybord- und einer Schreibmaschinen-Tastatur hatte Ingo Ahmels die Esel klanglich in seiner Regie. Die Hunde schlugen mächtig an die Schellen und Trommeln ihres Schlagzeug-Wagens, die schwarz geschminkten Katzen miauten, zirpten und erzeugten zarte Töne auf einer Gummiband -Gitarre, die roten Hähne auf ihrem Stroh-Misthaufen tröteten durch Plastik-Trichter, quietschten mit Luftballons und kikerikieten nach Kräften - kurz: Aus vier Ecken des Raumes kam, abwechselnd, das experi

mentelle Musikspektakel, hin und wieder unterbrochen durch Hinweise auf den Fortgang der Grimm'schen Geschichte („Mir reichts, ich geh‘ nach Bremen...“)

Auch die zuschauenden Kinder waren so in das Spiel vertieft, daß bei den erforderlichen Szenenwechseln, wenn für einen kurzen Moment die Beleuchtung ausging, regelmäßig „Mama, Mama..“ im Publikum ertönte, weil einige ZuschauerInnen die Hände ihrer Mütter längst losgelassen hatten. Laura, ein Hahn,

der zu Hause Geige lernt, fand die Kinderoper sogar schöner als die Musiqua antiqua: „Weil ich da selber mitmache“. Die Gruppen haben sich eher zufällig zusammengesetzt, Laura kennt gerade noch „einen Esel am Keybord“. Julia spielt zu Hause Klavier, hatte also das Zeug zum Esel, ging dann aber als Katze in die Aufführung...

Ihre große Freude hatten die MusikantInnen, als unvermittelt um das Zuschauer-Podium in der Mitte des Raumes eine Plastikplane mit aufgemalten roten Backsteinen niederging: Das Räuberhaus. Da wurden die Zuschauer prompt vertrieben. Die Tiere fanden einen mit Bonbons „reich gedeckten Tisch“ und legten sich schlafen, um in einem großen musikalischen Schlußspektakel den ankommenden Räuber endgültig zu vertreiben... Eine originelle Idee, ein großes Ereignis für alle, die dabei waren.

K.W.

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