K O M M E N T A R Wedemeier-Wahlverein

■ Bremer SPD macht Halbzeit statt Politik

Es gab in Bremen einmal Zeiten, in denen sich auch Sozialdemokraten noch überlegten, warum sie eigentlich regieren wollen und was sie wohl zu tun gedenken, wenn sie regieren. Das war vor den Wahlen, das Ergebnis hatte über 100 Seiten (genau 101) und hieß „Bremen-Plan der SPD“. Über die Qualität der sozialdemokratisch-bremensischen Ideen ließ sich zwar streiten. Aber auch Streit kann bekanntlich zuträglich sein.

Das war vor der Wahl. Inzwischen schreiben wir das Jahr zwei nach der Wahl, die Genossen halten Streit anscheinend für abträglich, ihre eigenen Papiere für geduldig, und nur noch für wichtig, daß man überhaupt regiert. Für die jetzt in Senatskanzlei und Parteibüro ausbaldoverte Halbzeitkampagne gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder ist es der Partei inzwischen eh egal, was ihr Senat macht. Oder sie ist von der Senatspolitik inzwischen so überzeugt wie Jehovas Zeugen vom Nahen des jüngsten Gerichts. Zu Adenauers Zeiten beschimpften Sozialdemokraten die CDU noch als „Kanzler-Wahlverein“, in Bremen sind sie drauf und dran, selbst einer zu werden, auch wenn der Kanzler in Bremen nur Bürgermeister heißt.

Klaus Schloesser

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