piwik no script img

K O M M E N T A R Wedemeier-Wahlverein

■ Bremer SPD macht Halbzeit statt Politik

Es gab in Bremen einmal Zeiten, in denen sich auch Sozialdemokraten noch überlegten, warum sie eigentlich regieren wollen und was sie wohl zu tun gedenken, wenn sie regieren. Das war vor den Wahlen, das Ergebnis hatte über 100 Seiten (genau 101) und hieß „Bremen-Plan der SPD“. Über die Qualität der sozialdemokratisch-bremensischen Ideen ließ sich zwar streiten. Aber auch Streit kann bekanntlich zuträglich sein.

Das war vor der Wahl. Inzwischen schreiben wir das Jahr zwei nach der Wahl, die Genossen halten Streit anscheinend für abträglich, ihre eigenen Papiere für geduldig, und nur noch für wichtig, daß man überhaupt regiert. Für die jetzt in Senatskanzlei und Parteibüro ausbaldoverte Halbzeitkampagne gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder ist es der Partei inzwischen eh egal, was ihr Senat macht. Oder sie ist von der Senatspolitik inzwischen so überzeugt wie Jehovas Zeugen vom Nahen des jüngsten Gerichts. Zu Adenauers Zeiten beschimpften Sozialdemokraten die CDU noch als „Kanzler-Wahlverein“, in Bremen sind sie drauf und dran, selbst einer zu werden, auch wenn der Kanzler in Bremen nur Bürgermeister heißt.

Klaus Schloesser

!!!!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen