Thomas Müntzer

■ Theologe einer unvollendeten Revolution

Antonio G. Saluzzi

Obwohl in diesem Jahr sein 500. Geburtstag ansteht - so ganz sicher ist man sich allerdings mit dem Datum nicht -, unterliegt Thomas Müntzer nach wie vor der öffentlichen Verdrängung, die seine wittenbergischen Gegner (Martin Luther und Philip Melanchthon) und die deutschen Fürsten seiner Zeit betrieben, nachdem sie ihn hatten enthaupten lassen.

Müntzer, Sohn eines Handwerkers und einer Bäuerin, schrieb sich im Jahre 1506 an der humanistischen Fakultät der Universität Leipzig ein. 1512 ging er nach Frankfurt an der Oder, wo er Theologie und Philosophie studierte und wahrscheinlich im selben Jahr seinen Magister machte.

Noch während seiner Studienzeit war er oft als Wanderprediger in Thüringen unterwegs, bekam dabei Kontakte zu Luther, Karlstadt, Melanchthon und anderen wittenbergischen Antipapisten, von deren Radikalität er fasziniert war. Im Jahre 1514 wurde er Priester in der Gemeinde von Aschersleben bei Magdeburg; 1517 erhielt er das Predigeramt im Kloster von Frohse.

Nach diesen ersten Erfahrungen mit kirchlichen Institutionen beginnt für Müntzer ein Jahr lehrreicher Wanderungen, bereichert durch jene Lektüren, die später sein Denken und Handeln beeinflussen werden: vor allem der chiliastische Ordensbruder Gioacchino da Fiore und dann Eusebius, Hieronymus, Augustinus, Luther und natürlich die Evangelisten und biblischen Propheten (Jesaja, Micha, Hesekiel, Jeremia, Daniel und Maleachi).

In Mitteldeutschland von Dorf zu Dorf reisend, erlebt er am eigenen Leib die schlechten Lebensbedingungen der armen Schichten seiner Zeit. Fürsten, Patrizier und Erzbischöfe lebten in Saus und Braus - in den Pausen zwischen einem Krieg und dem nächsten - mit Vergnügungen jeder Art, opulentestem Luxus, raffiniertesten Genüssen und ausgesuchter Kunst; während Gesellen, Handwerker, Tagelöhner und Bauern - teils frei, teils leibeigen - ausgebeutet wurden bis auf den letzten Blutstropfen.

Die größten Lasten und die härtesten Lebensbedingungen ertrugen die Bauern. Sie mußten bei jedem Schritt Zoll, Gebühren, Akzisen und Steuern an den Grundherren zahlen.

Die Situation auf dem Land und in den Elendsquartieren der Städte war so unerträglich geworden, daß es in der zweiten Hälfte des 14. und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in allen Orten zu Aufständen und Erhebungen des Volkes kam. Bauernaufstände

Wir zitieren nur einige, von denen wahrscheinlich auch Thomas Müntzer auf der Wanderschaft als Prediger durch Gespräche mit Bauern erfuhr. Zum Beispiel vom Aufstand 1476 in der Umgebung von Würzburg, angeführt von dem Hirten Hans Böheim; dem in den Niederlanden 1491; 1493 im Elsaß, organisiert vom „Bundschuh„; dem Umsturz von 1498, bei dem es dem chiliastischen Dominikaner Gerolamo Savonarola gelang, eine Volksrepublik zu errichten; Friesland 1500 mit dem Anführer Syaard Aylva; von den schwäbischen Erhebungen von 1502 und 1503, die Joß Fritz leitete; dem Aufstand in Ungarn 1514 von Georg Dozsas und von den slowenischen Unruhen in Kärnten 1515.

Die Reise von 1518 war für Müntzer ein entscheidendes Erlebnis. Auf seinem Rückweg kam er auch durch Leipzig und Wittenberg. Dort traf er Luther und andere Reformatoren, die bereits den Protest gegen den Vatikan aus der Universität auf die öffentlichen Plätze hinaustrugen. Luther rief zu dieser Zeit in kämpferischer Haltung die Fürsten, die reichen Bürger, die Priester und die Bauern zum offenen Widerstand gegen die korrupte katholische Kirche auf.

Müntzer stand auf der Seite der Reformatoren, nahm aber trotz der bewegten Zeiten 1519 das Amt des Predigers im Kloster Weißenfels an.

Im Jahre 1520 kehrte er auf Empfehlung Luthers in die Gesellschaft zurück und übernahm eine Stelle als Kaplan in Zwickau, einer Stadt mit Kohlenbergbau und vielen Textilmanufakturen. Hier lernte er den Taboritaner Niklas Storch kennen, einen Textilarbeiter, der ein neues soziales System unter den Bauern und Tagelöhnern propagierte. In der von ihm entworfenen Gesellschaft sollten die Menschen als Geschwister friedlich in einer christlichen Gemeinschaft zusammenleben, frei von Lasten und Ausbeutung. Die erste Ausweisung

Nach dieser Begegnung wurden die Reden Müntzers radikaler. Sie beschränkten sich nicht mehr nur auf die Kritik an der kirchlichen Macht, sondern beschäftigten sich auch mit dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit des damaligen sozialen Systems. Die Herrscher nahmen jedoch den Einfluß der zwei Prediger sofort wahr und verbannten sie. Storch fand Zuflucht in Wittenberg, während Müntzer nach Böhmen ging, in die Heimat von Jan Huss und der anderen Wiedertäufer der Reformation.

Prag 1521. Müntzer predigt auf den Straßen der Stadt und schreibt ein Manifest auf lateinisch, deutsch und böhmisch (Intimatio contra Papistas). Es ist ein Angriff gegen all jene Priester, die im Namen Gottes nur leere Worte sprechen: „Ich hab oft von ihnen die kalte Schrift gehört, welche sie hinterhältig aus der Bibel gestohlen haben wie Mörder und Diebe. Für diesen Diebstahl verflucht sie Gott selbst mit den Worten von Jeremia im 23. Kapitel.“

Die Wiedergeburt des ursprünglichen Christentums ist nicht mehr weit: „Aber nun ist die Zeit des Mähens gekommen! Gott selbst hat mich in seine Mahd geschickt, und ich habe meine Sichel geschärft.“ Er unterschreibt sein Manifest: „Thomas Müntzer will keinen stümmen, sondern einen redenden Gott anbeten.“

Natürlich tolerierten die Prager Autoritäten diese heftigen Angriffe nicht lange. Dem rebellischen Priester gelang es, den Hals aus der Schlinge zu ziehen, indem er rechtzeitig aus der Stadt verschwand. Satan zu Allstedt

Im Jahre 1522 kommt Müntzer wieder als Wanderprediger durch viele Städte, unter anderem durch Wittenberg. Hier wird ihm klar, wie weit er sich vom gemäßigten lutherischen Protestantismus entfernt hat. Im selben Jahr hatte Luther das folgende Büchlein veröffentlicht: Eyn trew vermanung Martini Luther zu allen christen sich zu vorhuten fur aufrur und emporung. Die ideologische und theologische Distanz zwischen Müntzer und Luther wird erst ein Jahr später mit den zwei Schriften offensichtlich, in denen Müntzer seine wiedertäuferische Lehre darstellt: Von dem getichten glawben und Protestation odder empietung.

1523 erhielt Müntzer eine Stelle als Pastor in der Gemeinde von Allstedt. Dort führte er noch vor Luther die ersten liturgischen Reformen durch: Er las die Messe, sang und predigte auf deutsch. Am Ende desselben Jahres und zu Beginn des darauffolgenden erschienen einige Schriften, die die Grundsätze seiner reformierten Liturgie enthalten: Deutzsch kirchen ampt und Ordnung und berechnunge des Teutschen ampts zu Allstedt sowie Deutsch evangelisch Messze.

Die neue Liturgie verbreitete sich sehr schnell unter den Handwerkern der Stadt und auch unter den Bauern und den Bergarbeitern der Umgebung, die trotz Verbots und Verhaftungen durch die katholischen Fürsten immer zahlreicher zu seinen Messen und Predigten kamen.

Zu dieser Zeit heiratete Müntzer die ehemalige Nonne Ottilie von Gersen (die im darauffolgenden Jahr versuchte, die Bäuerinnen und die Frauen der Bergarbeiter durch Reden vor der Kirche für die Revolution zu gewinnen). Im März 1524, nach einer feurigen Predigt gegen die parasitären Privilegien einiger lokaler Pfaffen, verübten etwa 30 seiner Anhänger einen Anschlag auf die Marienkapelle von Mallersbach. Martin Luther, informiert über die Vorgänge, schrieb sofort einen Brief an den Herzog Johannes - Bruder des Kurfürsten von Sachsen, Friedrichs des Weisen -, in dem er ihn bat, ein Auge auf Müntzer zu werfen, den „Satan zu Allstedt“.

Alle Herren der Region begannen ernstlich berunruhigt zu sein. Müntzer predigte offen gegen die Ausbeutung und begeisterte einen Teil des Volkes für sein Projekt einer kommunistischen Gesellschaft, in welcher „omnia sunt communia, und sollte einem jeden nach seiner Notdurft ausgeteilt werden, nach Gelegenheit“. Geile Bißlein

Für Müntzer begannen die Zeiten schwierig zu werden. Im Juli 1524 wurde er auf die Burg zu Allstedt zitiert, um vor dem Herzog Johannes von Sachsen über den Anschlag auf die Kapelle von Mallersbach Rechenschaft abzulegen. Dort hält Müntzer seine sogenannte „Fürstenpredigt“. Darin attackiert er bereits die lutherischen Reformatoren, welche er mit den falschen Wahrsagern und Traumdeutern vergleicht, von denen im 5. Buch Mose 13:2-4 und im Prediger Salomo 34:7 die Rede ist: „Sie hatten aber keinen Glauben zu Gott, sondern es waren gottlose Heuchler und Schmeichler, die do redten, was die Herren gern hören, gleich wie itzt zu unser Zeit die Schrifftgelehrten tun, die do gern geile Bißlein essen zu Hofe.“

Mit dieser Predigt verkündet der aufrührerische Priester: „Es ist wahr, und ich weiß führwahr, daß der Geist Gottes itzt vielen auserwehlten frummen Menschen offenbart, daß eine treffliche unüberwintliche, zukünftige Reformation von großen Nöten sein. (...) Also nötlich ist auch das Schwerdt, die Gottlosen zu vertilgen (Römer 13). Das aber dasselbige nu redlicher Weise und fuglich gescheh, so sollen das unsere teuren Veter, die Fürsten, tun, die Christum mit uns bekennen. Wo sie aber das nicht tun, so wird ihnen das Schwerdt genommen werden (Daniel 7), denn sie bekennen ihn also mit den Worten und leugnen sein mit der Tat (Titum 1).“ Der verfolgte Revolutionär

In Thüringen hatte der katholische Herzog Georg von Sachsen begonnen, die Anhänger Müntzers zu verfolgen. Anfang August 1524 erhielt Müntzer vom evangelischen Herzog Johannes von Sachsen den Befehl, auf unbegrenzte Zeit nicht mehr zu predigen, seine Organisation (den „Bund der Auserwählten“) aufzulösen und seine Druckerei zu schließen. Unterdessen ließ Luther einen heftigen Angriff gegen den „Satan zu Allstedt“ drucken: Eyn Brieff an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geist.

Aufgrund dieser Vorgänge verläßt Müntzer am 7. August heimlich Allstedt, um der sicheren Haft zu entgehen. Er begibt sich nach Mühlhausen, wo es im Jahr zuvor den unteren Schichten, angeführt von dem ehemaligen Mönch Heinrich Pfeiffer, durch ein Bündnis mit der Handwerkerzunft gelungen war, einen neuen Stadtrat durchzusetzen.

Einen Monat nach seiner Ankunft kommt es zu einem Aufstand, der für kurze Zeit zu einer neuen Volksregierung führt. Beide, Pfeiffer und Müntzer, müssen nach der Niederschlagung des neuen Stadtrats flüchten. Im Oktober sucht der revolutionäre Prediger in Nürnberg Zuflucht. Aber wegen zweier Schriften, die er dort ohne Genehmigung drucken läßt, wird Müntzer aus der Stadt verbannt. Die erste ist die schneidende Antwort auf Luther: Hochverursachte Schutzrede und antwort, wider das Gaistlose Sanfftlebende fleysch zu Wittenberg. Die zweite ist eine Interpretation des ersten Kapitels des Evangeliums Lukas‘: Außgetrückte emplößung des falschen Glaubens.

In beiden Schriften spricht ein kommunistischer Theologe, der das Volk dazu aufruft, sich all das anzueignen, was den Menschen als Geschöpfen Gottes zusteht: „Es ist der allergrößte Greuel auf Erden, daß niemand der dürftigen Not sich will annehmen; die Großen machen's, wie sie wollen. Sieh zu, die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei sind unsere Herren und Fürsten; sie nehmen alle Kreatur zum Eigentum, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden, alles muß ihrer sein (Jesaja 5:8). Darüber lassen sie dann Gottes Gebot ausgehen unter die Armen und sprechen: Gott hat geboten, du sollst nicht stehlen! Für sich selbst aber halten sie dieses Gebot nicht dienlich. Daher sie nun alle Menschen beschweren, den armen Ackermann, Handwerksmann und alles, was lebt, schinden und schaben (Micha 3:2-4). So er sich dann vergreift am Allergeringsten, muß er hängen; da sagt denn der Doktor Lügner Amen. Die Herren machen das selber, daß ihnen der armen Mann Feind wird; die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun, wie kann es auf die Länge gut werden? So ich das sage, werde ich aufrührerisch sein, wohl hin.“ Zeit der Apokalypse

Die Ideen seiner zwei Nürnberger Predigten verbreitet Müntzer in Stadt und Land in Baden, Württemberg und in der Schweiz, wo er den ganzen Winter hindurch die revolutionäre Bauernbewegung organisiert. Er warnt die Bauern davor, sich nicht von der evangelischen Interpretation der Lutheraner einschläfern und besänftigen zu lassen. Diese, die nunmehr offen auf der Seite der Fürsten stehen, haben aufgehört, zu dem Volk über Liebe und Gerechtigkeit zu sprechen.

Die politische Theologie Müntzers dagegen verkündet, daß die Zeit der Apokalypse auch für die Herrscher bald kommen wird, in der sie sich für ihre Taten verantworten müssen. In der zukünftigen Gesellschaft werden nicht mehr die Fürsten das letzte Wort haben, sondern das Volk: “ (...) wie ich klärlich vor den Fürsten ausbreitete, daß eine ganze Gemeinde die Gewalt des Schwerdts habe wie auch den Schlüssel der Auflösung (...), daß die Fürsten keine Herren, sondern Diener des Schwerdts seien. Sie sollens nicht machen, wie es ihnen wohl gefället (Deutero. 17), sie sollen recht tun.“

Im Februar 1525 erheben sich die schwäbischen Bauern. In wenigen Wochen springt der revolutionäre Funke auf ganz Süddeutschland über. Müntzers Aufgabe wird sein, die Revolution in weitere Regionen zu tragen.

Zurückgekehrt nach Mühlhausen, wo es in der Zwischenzeit den Volksschichten gelungen war, einen neuen volksfreundlichen Stadtrat wiedereinzusetzen, mobilisiert Müntzer die Massen und setzt eine volksdemokratische Republik durch. Eine Verfassung wird erlassen, die eine direkte Kontrolle der Regierungsorgane durch Volksversammlungen gewährt und eine jederzeitige Absetzung der Mandatsträger vorsieht.

Im März und April bricht die Revolution auch in Thüringen, Sachsen, Hessen und im Elsaß aus; auch Mitteldeutschland befindet sich jetzt in Aufruhr. Es werden Burgen, Rathäuser und Kirchen zerstört, Fürsten, Prälaten und Adelige getötet oder verhaftet; überall entstehen Räte beziehungsweise Volksregierungen.

Obwohl sich die Mehrzahl der deutschen Söldner im Ausland befindet - eingesetzt im Krieg zwischen Kaiser Karl V. und dem französischen König Franz I. -, setzt die Reaktion der Herren umgehend ein. Um die Bauernaufstände unverzüglich niederzuschlagen, bilden die durch die Reformation in Konflikt geratenen katholischen und protestantischen Fürsten ein gemeinsames Bündnis. Die mörderischen Rotten

Während die Söldnerheere des Truchseß von Waldburg, Philips von Hessen und Georgs von Sachsen die aufrührerischen Dörfer und Städte dem Erdboden gleichmachen, läßt Luther Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern drucken. In dieser Schrift verurteilt Luther die Bauern als Feinde der von Gott gegebenen Ordnung und fordert die Fürsten auf, die Rebellen auszurotten.

Aber die Revolution geht weiter. Gegen Ende April schickt Müntzer von Mühlhausen aus einen offenen Brief an seine alte Gemeinde (Aufruf an die Allstedter), indem er vor allem die Bauern und Minenarbeiter mit feurigen Worten zur Rebellion auffordert: „Fanget an, streitet den Streit des Herrn, es ist hohe Zeit (...) Das ganze Deutsch-, Französisch- und Welschland ist wach, der Meister will ein Spiel machen, die Bösewichter müssen dran. (...) Dran, dran, dran: Es ist Zeit. Die Bösewichter sind verzagt wie Hunde. Regt die Brüder an, daß sie zu Fried kommen und ihr Gezeugnis halten. Es ist über die Maßen hoch, hoch vonnöten. (...) Dran, dran, dran, dieweil das Feuer heiß ist! Laßt euer Schwert nicht kalt werden von Blut; schmiedet Pinkepank auf dem Ambos Nimrod; werft ihm den Turm zu Boden! Es ist nicht möglich, dieweil sie leben, daß ihr der menschlichen Furcht sollt loswerden. Man kann euch von Gott nicht sagen, dieweil sie über euch regieren.“

Februar, März, April wüteten die Truppen der Fürsten. Sie unterschieden nicht zwischen Rebellen und unbeteiligten Bauern. Sie erschlugen blindwütig auch Frauen, Kinder und Alte. Die Söldner warfen den großen Teil der Bauernhaufen nieder und machten sich auf nach Sachsen, dem revolutionären Zentrum des Aufstands.

Informiert über die bevorstehende Einkesselung verließ Müntzer Mühlhausen mit dreihundert bewaffneten Anhängern und kam am 12.Mai in Frankenhausen an, um die Bauern bei der Verteidigung der Stadt zu unterstützen. Einige Tage später befand sich die Stadt im Belagerungszustand durch die Bundestruppen der Fürsten. Die entscheidende Schlacht stand bevor.

Am 14. Mai ließen die Fürsten die Einwohner von Frankenhausen wissen, daß eine allgemeine Amnestie erlassen werde, falls sie sich ergäben und „den falschen Propheten Müntzer“ auslieferten. Das Angebot wurde ausgeschlagen. Am 15.Mai fielen die zahlreichen und gut ausgerüsteten Truppen der Konterrevolution in die Stadt ein, wo sich 8.000 Bauern verbarrikadiert hatten. Die Niederlage wurde für die Aufrührer katastrophal, über 5.000 Bauern verloren ihr Leben in der Schlacht. Müntzer wurde verhaftet und seinem schlimmsten Feind, dem Grafen Ernst von Mansfeld, übergeben. Dieser ließ ihn im Burggefängnis von Heldrungen verhören und foltern.

Nach zwei Tagen der Folter diktierte Müntzer einen Brief für seine Mitstreiter in Mühlhausen - bis heute weiß man nicht, ob aus freiem Willen oder unter Zwang -, in dem er sie bat, sich zu ergeben, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Daraufhin legten am 25. Mai die Bürger der Volksrepublik Mühlhausen die Waffen nieder und öffneten den Fürsten die Pforten. Am selben Tag wurde Müntzer nach Görmar - in die Nähe von Mühlhausen - überführt, um ihm den Prozeß zu machen. Am 27. Mai wurde er zusammen mit Pfeiffer enthauptet.

Aus dem Italienischen von Michael Berlin und Eva Lindenmaie