Anzeige gegen Betriebsrat

■ Sprachschul-Betriebsrat soll Äußerung über Arbeits- und Lehrbedingungen widerrufen / Inlingua-LehrerInnen setzen sich bei Tarifverhandlungen durch

Die Wogen schienen schon geglättet, da flatterte dem Betriebsrat Peter Luczak vor wenigen Tagen eine Strafanzeige seines Arbeitgebers ins Haus: Weil Luczak gegenüber der taz die Arbeitsbedingungen in der Inlingua-Sprachschule kritisiert hatte, wirft ihm die Schulleitung nun geschäftsschädigendes Verhalten vor. Im Zuge der Auseinandersetzungen um Tarifverhandlungen im Juni hatte der Sprachlehrer unter anderem moniert, immer wieder vor überfüllten Klassen unterrichten zu müssen. „Das ist eine Schikane wegen meiner Aktivitäten als Betriebsrat“, erklärte Luczak, dem die GEW mittlerweile Rechtsschutz zugesichert hat. Auch seine BetriebsratskollegInnen haben sich mit ihm solidarisiert.

In ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen hatten die MitarbeiterInnen der Inlingua-Sprachschule Anfang Juli einen klaren Erfolg verbucht. Erste Tarifverhandlungen mit der Schulleitung brachten eine Lohnerhöhung von 27 Prozent. Statt dem bisher mageren Stundenlohn von durchschnittlich 17 Mark erhalten alle Lehrkräfte nun 21,60 Mark brutto. Zusätzlich zahlt Inlingua den Beschäftigten eine Jahresgratifikation in Höhe von 50 Prozent des Bruttolohnes. Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag sollen im kommenden September folgen.

Von seiten des Betriebsrats und der GEW hatte es einiger Anstrengungen bedurft, die Schulleitung überhaupt zu Tarifverhandlungen zu bewegen. Einen ersten vereinbarten Termin ließ die Geschäftsleitung im Juni mit der Begründung platzen, man wolle „aus grundsätzlichen Erwägungen“ überhaupt keinen Tarifvertrag. Erst ein Warnstreik und die Androhung weiterer Arbeitskampfmaßnahmen brachten die Schulleitung an den Verhandlungstisch.

Die Inlingua-Sprachschule führt seit über einem Jahr in großem Umfang Deutschkurse für Aussiedler durch, die das Arbeitsamt finanziert. Die Stundenlöhne der MitarbeiterInnen lagen nach Angaben der GEW bisher zum Teil deutlich unter dem Durchschnitt.

anb