Verwirrung ist Trumpf

■ Nicht nur die SPD-Bundestagsfraktion blickt nach dem Monopolgutachten nicht mehr durch

Kein Zweifel, Daimler-Benz wird sich nicht auf die Auflagen einlassen, die die Monopolkommission dem Wirtschaftsminister für seine Genehmigung der Fusion mit MBB vorgeschlagen hat. Die Stuttgarter werden kaum auf die Dinge bei MBB verzichten, wegen denen das Ottobrunner Rüstungsunternehmen überhaupt so interessant ist. Das große Fressen wird dennoch stattfinden.

Und seit dem Monopolgutachten, an das Haussmann nicht gebunden ist, wird es nun noch leichter für ihn. Auch wenn die Vorschläge der Kommission im einzelnen jeweils scharf sind, so kann von der Öffentlichkeit kaum verlangt werden, daß sie bei dem Wust von Auflagen, die auch von anderen ins Spiel gebracht werden, noch durchblickt. Insbesondere dann, wenn sich die Kommission selbst nicht entscheiden kann, ob es sich dabei um Optionen, Empfehlungen oder unabweisbare Bedingungen für ein Ja zur Fusion handelt.

Erstes Opfer dieser Verwirrung wurde nun die SPD -Bundestagsfraktion. Ihr rüstungspolitischer Sprecher spricht jetzt von grünem Licht für die Fusion. Ganz anders der wirtschaftspolitische Experte. Er sah seine Politik der Ablehnung des Zusammenschlusses dadurch bestätigt, daß die Kommission scharfe Einwände gegen den Fusionsantrag formuliert hatte, forderte gleichwohl wenig später jählings den Rücktritt der gesamten Kommission. Der Witschaftsobmann der Fraktion wiederum wollte da nichts falsch machen und brachte einfach das Bild des ordnungspolitischen Scherbenhaufens ins Spiel, vor dem die Bundesregierung jetzt stehe. Wie soll sich da die vielzitierte kleine Frau auf der Straße ein differenzierteres Bild machen?

Scharf oder nicht: Hängenbleiben wird der Begriff der gemeinen Auflage schlechthin, unter der die amtlich bestallten Monopolwächter die Fusion billigen wollen. Und auch wenn Daimler sich heute strikt und prinzipiell dagegen wendet - irgendwas wird sich da doch finden lassen: Wie wär's, wenn dereinst die Batterien des Jäger90 nicht vom künftigen Monopolkonzern selbst festgeschraubt werden, sondern vom Unternehmen des Bundesministers Schwarz-Schilling. Die Auflage der Enflechtung wäre von Daimler zähneknirschend erfüllt, die kleine Frau auf der Straße ist darob zufrieden, und in Bonn herrscht auch wieder eitel Sonnenschein.

Ulli Kulke