„Ein Auto drunter schnallen“

■ Neuer Berlin-Atlas für Fahrradfahrer erschienen / Erstmals Tourenvorschläge für die DDR / Ausflugsrouten nach Potsdam und Werder / Schleichwege aufgelistet

Wer es noch nicht weiß: die Straßen in der DDR sind teilweise sehr schlecht. In den Orten ist Kopfsteinpflaster die Regel. Deshalb ist für RadlerInnen das Mountain-Bike oder möglichst dicke Bereifung zu empfehlen. Solche nützlichen Hinweise für Radtouren im anderen deutschen Staat enthält der neue „Berlin-Atlas für Fahrradfahrer“, den jetzt der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) und das Fahrradbüro Berlin in einer 8.verbesserten Auflage herausgegeben haben (Preis: 19,80Mark).

Über die geschilderten Hinweise hinaus enthält der Atlas neben Empfehlungen für acht Radwandertouren in West-Berlin, unter anderem auch erstmals einen Vorschlag für eine Ganztagsrundtour zu den im Osten liegenden traditionellen Ausflugsgebieten der BerlinerInnen nach Potsdam und Werder. In die Pedale getreten werden kann, so die Anregung, ab Glienicker Brücke. Die Verfasser des Kartenwerks reagierten also prompt auf die verbesserten Einreisemöglichkeiten in die DDR. Allerdings müssen sie auf den bedauerlichen Umstand hinweisen, daß Fahrräder nach „Drüben“ immer noch nur dann mitgenommen werden können, „wenn Sie ein Auto drunter schnallen“. Für den ADFC-Sprecher Axel von Blomberg Anlaß zu einem dringenden Appell: „Wir stellen bei unseren Radtouren in die DDR das Auto am ersten vernünftigen Parkplatz hinterm Grenzübergang ab. Benutzt eben das Fahrrad oder die S-Bahn, sonst fängt die DDR nämlich auch irgendwann an, in den Ausflugsgebieten wie in Westdeutschland Schnellstraßen zu bauen. Signalisiert, ihr wollt eigentlich die Natur und die Ruhe haben“.

Im Gegensatz zu der offiziellen Radwegekarte des Senats weist die Übersichtskarte des ADFC fahrradfreundliche Straßen und Schleichwege auf. Die in sattem grün markierten Verbindungen sind danach unterschieden, ob sie uneingeschränkt fahrradfreundlich sind, ob das Pflaster schlecht ist oder viel Verkehr fließt und eine Einbahnstraßenregelung besteht. Überbezirkliche Velorouten fallen durch ein hervorstechendes gelbgrünes Rautenmuster ins Auge.

Anders als bei frühen Kartenauflagen nur noch ganz blaß sind Unfallschwerpunkte mit einem Totenkopf über gekreuzten Knochen gekennzeichnet. Der ADFC-Sprecher: „Wir wollen von dem Image eines 'Totenkopf-Atlas‘ wegkommen“.

thok