„Fluchtag“ in Ramstein

■ Am kommenden Sonntag findet am Ort der Katastrophe das Hearing der Friedensbewegung statt

Frankfurt (taz) - Knapp ein Jahr nach der Katastrophe auf dem US-Militärflugplatz Ramstein, bei der beim Absturz von drei Militärmaschinen im Rahmen einer Flugschau insgesamt 70 Menschen getötet wurden, will die Friedensbewegung vor Ort der Opfer gedenken. Im Verlauf eines Hearings sollen die Verantwortlichen für das mörderische Luftspektakel vor einer Jury angeklagt werden.

Nach Auskunft der Initiatoren um Jürgen Berthold (die Grünen) kann das Hearing, das mit einem Mahngottesdienst an der Air-Base und einer sich anschießenden Demonstration zum Ramsteiner Bürgerhaus eingeleitet werden soll, am kommenden Sonntag wie geplant stattfinden. Berthold: „Die Vorbereitungsphase ist abgeschlossen. Die angefragten Jurymitglieder, Sachverständigen, Politiker und Betroffenen haben ihre Teilnahme zugesichert.“ In der Jury werden eine Vertreterin der Initiative „Remscheider Mahnung“, ein Tieffluggegner, ein Gewerkschafter, ein Pfarrer aus der Region und taz-Autor Andreas Zumach die Anklagen gegen das Bundesverteidigungsministerium, die zuständigen Behörden in Rheinland-Pfalz und vor allem die US-Amerikaner zu bewerten und ein Urteil zu fällen haben. Sachverständige unter anderem aus den Ramstein-Untersuchungsausschüssen in Bonn und Mainz sowie Politiker aus den Reihen der Grünen, der DKP und ein Vertreter der saarländischen SPD sollen, so Berthold, „Hilfestellung bei der Urteilsfindung“ leisten. Dagegen boykottiert die rheinland-pfälzische SPD nach wie vor das Hearing.

Der Rechtsstreit um den Veranstaltungsort Ramsteiner Bürgerhaus, dessen Nutzung der CDU-Bürgermeister der „Initiative wider das Vergessen“ nach einer ersten Zusage verweigert, wird am Mittwoch entschieden. Um auf alle „Eventualitäten“ vorbereitet zu sein, hat die Initiative parallel eine Veranstaltung im Freien vor dem Bürgerhaus angemeldet.

Kpk