Säuberung jetzt auch in Chinas Militär?

■ Verteidigungsminister und andere Militärs sollen festgenommen worden sein / Deng Xiaopings Stellvertreter geht

Hongkong (ap) - In China ist es offenbar zu einem Machtkampf um den Posten des Stellvertreters von Deng Xiaoping gekommen. Wie mehrere chinesische Informanten unabhängig voneinander am Donnerstag der Nachrichtenagentur 'ap‘ in Hongkong berichteten, haben Staatspräsident Yang Shangkun ergebene Truppen am Mittwoch Verteidigungsminister Qin Jiwei in Peking festgenommen. Es hieß, daß anschließend auch Kommandeure der Militärbezirke Peking, Guangzhou und Nanjing festgesetzt worden sein sollen. Sie hätten zusammen mit Quin an einer wichtigen Konferenz in Peking teilgenommen.

Bisher hatte den umkämpften Posten der gestürzte Parteichef Zhao Ziyang inne. Ihm soll Verteidigungsminister Quin sehr nahe gestanden haben. Den Vorsitz der zentralen Militärkommission, des höchsten militärischen Gremiums in der Volksrepublik China, hat noch immer Deng Xiaoping. Einer der Informanten berichtete, die Truppen, die Quin und die anderen festnahmen, hätten der Garnison Peking angehört. Ihr Kommandeur ist Präsident Yang, der die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking und anderen Orten am 3. Juni befürwortet hatte. Quin soll sich gegen den Einsatz von Soldaten auf dem Platz des Himmlischen Friedens ausgesprochen haben, war jedoch überstimmt worden. Bei einer Sitzung der Zentralen Militärkommission sei Quin nun, als es für den Posten optierte von Präsident Yang, der sich ebenfalls bewarb, vorgeworfen worden, daß er den Einsatz der Militärs gegen die Konterrevolutionäre nicht unterstützt hätte.

Die chinesische Regierung hat ihre großen Pläne für die Feiern zum 40. Jahrestag der Staatsgründung am 1. Oktober gestrichen, darunter auch eine große Militärparade auf dem Platz des Himmlischen Friedens.