Großdeutsches Theater bei Waldau

■ Waldau-Theater vermietet zwei Tage nach dem 1. September Saal an Vertriebene

Deutschland-Propaganda vor dem Bremer Bahnhof. Foto: Wolfram Steinberg

Wer über den Bremer Bahnhofsvorplatz schlendert, wird - fast fünfzig Jahre nach Kriegsbeginn - auf zwei unterschiedlich friedfertige Veranstaltungen aufmerksam gemacht. Da ist einmal das Plakat mit der Kohlezeichnung von Käthe Kollwitz und dem Schriftzug „Nie wieder Krieg“. Das Plakat lädt ein zur Demonstration am Antikriegstag.

Ganz anders die Plakate in schwarz-rot-gold. Hier ließ der Bund der Vertriebenen aufdrucken: „Das ganze DEUTSCHLAND ist unser VATERLAND“. Der Vertriebenenbund lädt zum „Tag der Heimat“. Der wird zwei Tage später, am 3. September begangen, und zwar in Walle im Ernst-Waldau-Theater. „Das ganze DEUTSCHLAND ist unser VATERLAND“ - diesen Satz auf dem Plakat möchte die zuständige Saalvermieterin, die Theaterdirektorin Ingrid Ebel-Andersen „nicht unterschreiben“. „Ein fataler Satz“, kommentierte sie gestern gegenüber der taz. Solange ihr die Plakatierung des Vertriebenenbundes jedoch nicht bekannt war, bis gestern mittag, hegte sie „keinen Argwohn“ gegen den Bund der Vertriebenen: „Seit Jahren vermieten wir an den Bund der Vertriebenen. Es ist nie was passiert, was man beanstanden müßte.“ Absagen will die Theaterdirektorin den fatalen Vertriebenen nicht: „Wir sind vertraglich gebunden“. Und auch in Zukunft soll der große Saal im Ernst-Waldau-Theater mit seinen 500 Plätzen dem revanchistischen Veranstalter offen stehen. Allerdings will die Theaterdirektorin dann etwas argwöhnischer sein und vor dem nächsten Einladungsplakat sagen, „daß ich diesen Satz in Zusammenhang mit unserem Haus nicht sehen möchte. - Das ist Lehrgeld, das man zahlt“.

B.D.