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Kein Geld für kranke Unternehmer

■ AOK ändert Krankentagegeldversicherung

Krank feiern mit einem täglichen „Zusatz-Einkommen“ von 120 Mark - die Zeiten sind für die 420 bei der AOK versicherten Unternehmer jetzt vorbei. Zu oft hatten diese Versicherten das Krankentagegeld in Anspruch genommen. Ab dem 1. September wird die AOK ihre Mitglieder mit Krankentagegeld -Versicherung erst mit der dritten Woche ihrer Krankheit finanziell unterstützen.

„Hätten wir die alte Regelung beibehalten, so wären die Beiträge von 19,3 auf weit über 20 Prozent angestiegen“, erklärt AOK-Geschäftsführer Manfred Müller. Nach der alten Regelung erhielten die Kranken schon vom ersten Tage an, und zwar für maximal 78 Wochen, das Tagegeld. Eine derartige Erhöhung wäre nach Auffassung Müllers selbst den Versicherten zu teuer geworden. „Jetzt zahlen wir das Tagegeld erst ab der dritten Woche“, erläutert er.

Anders als bei der privaten Krankenversicherung richtet sich der Beitragssatz bei den gesetzlichen Krankenkassen nach dem Einkommen des Versicherten. Das wird auch so bleiben. Nach der neuen Regelung kann der Ver

sicherte, je nach Vertrag, erst ab dem 15. oder 43. Tag bezahlt „krank feiern“. Die einzige Entschädigung für diejenigen schwarzen Schafe, die das Tagegeld oft und gern kassiert haben, ist vielleicht die Senkung der Beitragssätze.

Jörg Fischer von der Innungskrankenkasse hält die Veränderung der Krankentagegeldversicherung keineswegs für außergewöhnlich: „Bei uns ist das schon vor zwei Jahren geändert worden, und wir zahlen jetzt erst ab dem 22. Krankentag Tagegeld.“ Zu der Rechtmäßigkeit solcher Vertragsänderungen von seiten der Krankenkassen sagt Jörg Fischer: „Solche Veränderungen kommen nicht aus dem blauen Dunst heraus, sondern werden von der Vorstands- und Vertreterversammlung entschieden, in der auch die Versicherten vertreten sind. Außerdem stehen die Krankenkassen unter der staatlichen Aufsicht der Berliner Behörde.“

Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes und Mitglied im AOK-Vorstandsgremium, Otto Brauch, unterstützt die Initiative der AOK: „Es gab einfach zu viele schwarze Schafe, die manipuliert haben.“

M.B.

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