M-Bahn nimmt Anlauf

■ Am Montag startet die M-Bahn den regelmäßigen Fahrgastprobebetrieb / Mitfahren ist kostenlos / AEG gegen Abriß / Bedenken gegen Privatisierung

Pünktlich um 14 Uhr am Montag soll bei der M-Bahn endlich der mehrfach verschobene Fahrgastbetrieb beginnen. In der vorgesehenen Laufzeit von zwei Jahren müssen die Betreiber die verkehrliche Reife und Zuverlässigkeit des Bähnchens nachweisen. Erst dann gibt es von der Technischen Aufsichtsbehörde im Hause von Verkehrssenator Wagner die Zulassung für den öffentlichen Personennahverkehr.

Auf dem 1,6 Kilometer langen Streckenstück zwischen Kemperplatz und Gleisdreieck wird zunächst nur ein M-Bahn -Waggon im 10-Minuten-Takt eingleisig hin- und herpendeln. Im letzten Dezember war er spektakulär durch die Kopfwand des Bahnhofs Kemperplatz gesaust, konnte aber zu relativ geringfügigen Kosten von unter 100.000 Mark repariert werden. Für einen zweiten, gänzlich zerstörten Wagen liefert die Waggon-Union demnächst Ersatz. Ende des Jahres soll aus dem Werk noch ein drittes Reservefahrzeug kommen.

Laut Ankündigung der Verkehrsverwaltung läuft die M-Bahn ab Montag täglich zwischen 14 und 22 Uhr im automatischen Betrieb; übrigens zum Nulltarif, weil die Vorschriften nichts anderes erlauben. Daß es während der Testphase keine Abstimmung mit den Zugankunftszeiten der U-Bahnlinie 1 auf dem U-Bahnhof Gleisdreieck gibt, betrachtet man als nicht weiter schlimm. Da die U-Bahn in kurzen Abständen zwischen drei und maximal zehn Minuten verkehre, seien die Wartezeiten kurz, heißt es. Auf alle Fälle wolle man den U -Bahnhof Gleisdreieck bis spätestens Montag mittag mit Hinweisschildern auf das neue M-Bahn-Angebot ausstaffieren. Zur Information für Unkundige werde auch zusätzlich BVG -Personal und eine Hostess an den M-Bahnhöfen und in dem Waggon anwesend sein. Daneben will die Magnetbahn GmbH demnächst auf diversen Straßenfesten für den Probebetrieb Public Relations machen.

Momentan hängt das langfristige Schild der schwebenden Bahn freilich in der Luft. Wie berichtet, verweigerte der Verkehrssenator einen Subventionsnachschlag und verhandelt mit der Betreiberfirma AEG über eine Übernahme in privater Regie. Immerhin wird der zweijährige Probebetrieb nach Auskunft des AEG-Vorstandsmitglieds Peter Stehle weitere 14 Millionen Mark verschlingen, die der Senat nicht tragen will. Entgegen anderslautenden Meldungen sehe die AEG nach einer eventuellen Übernahme der M-Bahn in eigener Regie „keinen Grund für einen Abriß“, erklärte Stehle. Eine Verwendungsmöglichkeit in anderen Städten habe man bisher nicht geprüft.

Thomas Knauf