Ein Schritt vor...

■ Havarieabkommen mit der DDR nach 15 Jahren Verhandlung unterzeichnet / Gegenseitige Information

Wenn in Ost-Berlin Öl in die Spree läuft, wird die DDR in Zukunft die West-Berliner Feuerwehr informieren. Nach rund 15jähriger Verhandlung unterzeichneten Vertreter des West -Berliner Umweltsenats und des DDR-Umweltministerium gestern eine „Havarievereinbarung“. In dem gemeinsamen Protokoll wird festgelegt, daß bei Unfällen und Schäden mit wassergefährdenden Stoffen auf und an Gewässern, eine „gegenseitige Pflicht besteht, alle Maßnahmen zu ergreifen, um grenzüberschreitende Auswirkungen“ zu verhindern. Dazu gehört auch die Information zwischen Ost- und West-Berlin.

Sie erfolgt „fernschriftlich“, im Notfall auch „fernmündlich“, erklärte gestern Umweltsenatorin Schreyer. So könnten rechtzeitig Ölsperren ausgelegt oder andere Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden. Gegenseitige Information wurde auch vereinbart, wenn durch starke Regenfälle oder andere „jahreszeitlich natürliche Schwankungen“ ein starker Sauerstoffmangel auftritt, damit in West-Berlin rechtzeitig mobile Sauerstoffanlagen eingesetzt werden können. Eine konkrete Zusammenarbeit bei der Katastrophenbekämpfung wurde nicht ausdrücklich vereinbart. Die Verhandlungen mit der DDR seien ein „schwieriges Geschäft“, weil Umweltdaten in der DDR der Geheimhaltung unterliegen, sagte Schreyer. So gibt es für grenzübergreifende Luftverschmutzung bisher noch keinerlei Vereinbarungen. Von sich aus könne der Senat auch keine Verhandlungen aufnehmen, sondern nur im Auftrag der Bundesregierung handeln. „Wir sind immer wieder in der Situation, daß wir eine Verschlechterung der Luft registrieren und nicht wissen, wo's herkommt“, sagte Schreyer. Bis jetzt war das auch bei Verschmutzungen von Berliner Gewässern so: Als vor Jahren große Mengen des hochgiftigen Lindans im Teltowkanal gemessen wurden, konnten die West-Berliner Behörden nur mutmaßen, daß das Gift aus einem Ost-Berliner VEB stammte.

mow