Absurde Spekulationen über Mister X

■ Ingrid Strobl nimmt Stellung zu Alice Schwarzers Versuch, „Mister X“ zu entlarven / Die Spekulationen hätten „keinerlei positiven Aspekt“ und entbehrten der „geringsten Grundlage“

Sehr spät bezieht jetzt Ingrid Strobl in einer öffentlichen Erklärung Stellung gegen Alice Schwarzer. „Mister X“ (für den sie den berüchtigten Wecker gekauft hatte) sei nicht Uli D. aus Köln. Auch sei Uli D. kein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes. „Ich kenne Uli D. und halte derartige Spekulationen für absurd, sie finden in seinem Verhalten nicht die geringste Grundlage.“

Alice Schwarzer hatte in der Juli-Ausgabe ihrer Zeitschrift 'Emma‘ eine „Enthüllungsstory“ präsentiert, wonach „Mister X“ der in der linken Kölner Szene gut bekannte Uli D. sei. Er sei, so Alice Schwarzer weiter, agent provocateur des Verfassungsschutzes, Ingrid Strobl mithin einem Mann und dem Verfassungsschutz auf den Leim gegangen. Alice Schwarzer hatte diese Veröffentlichung den Vorwurf eingebracht, sie betreibe „Rufmord“ an Uli D. und betätige sich als „Hilfsstaatsanwalt“. Auf dieses Verhalten von Alice Schwarzer gemünzt, erklärt Ingrid Strobl: „Ich bin erschrocken und wütend darüber, daß ich durch meine Einlassungen offenbar einige Leute dazu veranlaßt habe, Privatdetektiv zu spielen und sich auf die Suche nach “ X zu begeben.“ Solche Spekulationen hätten keinerlei „positiven Effekt“ für sie. Ihre Erklärung zu „Mister X“ habe sich allein auf den Prozeß bezogen, sei jedoch „in eine Richtung genutzt (worden), die mir bei aller Phantasie nicht in den Sinn gekommen wäre“.

Trotz dieser klaren Distanzierung von Alice Schwarzers Methoden wird auf dem Titelblatt der neuen Ausgabe von 'Emma‘ Ingrid Strobl groß als Autorin angekündigt. Im Heft findet sich ein Vorabdruck aus Ingrid Strobls neuem Buch über den bewaffneten antifaschistischen Widerstand von Frauen. Die Rechte für den Vorabdruck aus diesem Buch, das im November erscheint, hatte der Fischer-Verlag bereits im Frühjahr an 'Emma‘ verkauft.

Als nun Ingrid Strobl nach der Veröffentlichung der Geschichte über Uli D. versuchte, den Abdruck zu verhindern, war es zu spät. Den Justitiaren des Fischer-Verlages teilte 'Emma‘ mit, der Text von Ingrid Strobl sei bereits in Druck.

Gunhild Schöller