K O M M E N T A R Polizei-Pillen

■ Rauschgiftabhängige bekommen ihre Dosis von der Polizei

Wenn Polizeibeamte Rauschgiftabhängige in ihrer quälenden Entzugs-Situation vernehmen und dabei ab und zu eine lindernde 'Remedazen'-Comprette springen lassen, sie zuvor netterweise sogar eigens aus der Wohnung einer der Verdächtigen geholt haben, dann berufen sie sich vielleicht sogar auf Mitleid, zumindest aber auf das Einverständnis der Betroffenen. De facto machen sie die Vernommenen so elementar von sich abhängig, daß die Tod und Teufel aussagen und gestehen würden, um bloß über die Runden zu kommen.

Die erhobenen Vorwürfe sollen in Bremen keine Einzelfälle sein, gibt es doch zuweilen eine Differenz zwischen dem beschlagnahmten Stoff und der Menge, die später vorliegt. Sie müssen engagiert geklärt und nicht in behördeninterner Eintracht unter den Teppich gekehrt werden. Mittelfristig hilft vielleicht ein Blick auf die Niederlande aus dem Dilemma: Dort haben rauschgiftabhängige Untersuchungshäftlinge auf Wunsch Zugang zum Ersatzstoff Methadon, wenn und wie sie es wünschen und nicht nach dem Gutdünken, dem Mitleid oder der Vernehmungsökonomie ihrer Befrager. Das ist das Recht auf einen klaren Kopf: aussagen oder schweigen zu dürfen. Susanne Paa