piwik no script img

K O M M E N T A R Polizei-Pillen

■ Rauschgiftabhängige bekommen ihre Dosis von der Polizei

Wenn Polizeibeamte Rauschgiftabhängige in ihrer quälenden Entzugs-Situation vernehmen und dabei ab und zu eine lindernde 'Remedazen'-Comprette springen lassen, sie zuvor netterweise sogar eigens aus der Wohnung einer der Verdächtigen geholt haben, dann berufen sie sich vielleicht sogar auf Mitleid, zumindest aber auf das Einverständnis der Betroffenen. De facto machen sie die Vernommenen so elementar von sich abhängig, daß die Tod und Teufel aussagen und gestehen würden, um bloß über die Runden zu kommen.

Die erhobenen Vorwürfe sollen in Bremen keine Einzelfälle sein, gibt es doch zuweilen eine Differenz zwischen dem beschlagnahmten Stoff und der Menge, die später vorliegt. Sie müssen engagiert geklärt und nicht in behördeninterner Eintracht unter den Teppich gekehrt werden. Mittelfristig hilft vielleicht ein Blick auf die Niederlande aus dem Dilemma: Dort haben rauschgiftabhängige Untersuchungshäftlinge auf Wunsch Zugang zum Ersatzstoff Methadon, wenn und wie sie es wünschen und nicht nach dem Gutdünken, dem Mitleid oder der Vernehmungsökonomie ihrer Befrager. Das ist das Recht auf einen klaren Kopf: aussagen oder schweigen zu dürfen. Susanne Paa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen