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Zuerst kommt der Profit

Die Bundesrepublik, Japan und Taiwan haben den Handel mit Südafrika ausgeweitet  ■ G A S T K O M M E N T A R E

Die von der UNO veröffentlichten Zahlen über die überdurchschnittlichen Steigerungen von Importen aus der BRD, Japan und Taiwan nach Südafrika sollten nicht überraschen. Die über 500 in Südafrika ansässigen bundesdeutschen Firmen und Banken haben einen Großteil der Marktanteile der US-Konzerne übernommen, die sich aus Südafrika zurückgezogen haben. Nicht nur Großkonzerne wie Bayer, Siemens oder Lufthansa, sondern auch viele kleine, spezialisierte mittelständische Betriebe haben trotz aller Diskussionen der vergangenen Jahre und der Lippenbekenntnisse gegen Rassismus und Apartheid die Chancen beim Schopf gegriffen, die sich ihnen in Südafrika boten.

Denn Südafrikas weiße, kapitalistische Wirtschaft steht keineswegs vor dem Kollaps. Trotz schwerer struktureller Defizite und der politischen Krise des Apartheidstaats weisen die Geschäftsberichte der südafrikanischen Konzerne für 1988 neue Rekordgewinne aus, auch der Lebensstandard der Weißen steigt. Konsum und Investitionen sind weiter gefragt. Immer noch garantiert die Ausbeutung der schwarzen ArbeiterInnen in Bergwerken und Fabriken Extraprofite. Die exportorientierten Länder wie die BRD, Japan und Taiwan wollen diesen Markt behalten und ausweiten, sie können Konsum- und Investitionsgüter aller Art anbieten. Für sie ist Südafrika nur ein Teil des großen Weltmarkts, und da heißt es, keine Prozente an die Konkurrenten zu verlieren. Ein in Südafrika hergestellter PKW besteht zum Beispiel wertmäßig zu 63 Prozent aus importierten Teilen.

Auf dem Banksektor wird aus diesem Grunde die Exportfinanzierung nach Südafrika durch Kredite immer wichtiger. Direkte Kredite an staatliche oder halbstaatliche Institutionen in Südafrika haben nur noch eine geringe Bedeutung für bundesdeutsche Banken. Deswegen fordern die Opposition in Südarfika und die Solidaritätsbewegung für die anstehenden Umschuldungsverhandlungen mit Südafrika einen Stopp der Exportkredite.

Nur Maßnahmen gegen die am Südafrikageschäft beteiligten Firmen und Banken, die über Appelle hinaus auch beinhalten, daß mensch auf ihre Produkte und Dienstleistungen hier verzichtet, können den Vorständen deutlich machen, daß sie etwas zu verlieren haben. Die jüngste Statistik der UNO zeigt erneut die Notwendigkeit völkerrechtlich verbindlicher und umfassender Sanktionen, die dann auch wirksame und empfindliche Strafmaßnahmen gegen Boykottbrecher, seien es nun Regierungen oder Firmen, erlauben.

Thomas Siepelmeyer, Münster, Arbeitskreis Afrik

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