Hasselbach wird US-Schaltzentrale

■ Dokumente belegen: Der Gosberg im Hunsrück soll strategische Leitzentrale der US-Streitkräfte werden / Damit wird Kriegsführung unabhängig von der Nato möglich

Mainz (taz) - Was die Friedensbewegung seit einiger Zeit vermutet hat, ist nun amtlich: Im Hunsrück, wo derzeit noch die amerikanischen Marschflugkörper Cruise Missiles stationiert sind, will die US-Luftwaffe eine Schaltzentrale für die Luftkriegsführung mit strategischen Waffen einrichten, die von der Nato völlig unabahängig ist. Die Grünen im Mainzer Landtag legten gestern ihre Auswertung US -amerikanischer Kongreßunterlagen vor: Im Hasselbacher Gosberg sollen die Daten des in Großbritannien stationierten Fernaufklärers „TR1“ ausgewertet und direkt - ohne Einwirkungsmöglichkeiten der Nato - an das Hauptquartier für die strategische Kriegsführung in Nebraska weitergeleitet werden.

Der Grünenabgeordnete Gernot Rotter und der Rüstungsexperte Wolfgang Bartels sehen in den Planungen einen weiteren Schritt der Amerikaner, sich „eine komplette eigene Kriegsinfrastruktur zu schaffen“, die sie von den übrigen Nato-Staaten unabhängig machte. Rotter verwies auf die US -Strafaktion gegen Libyen, wo die Amerikaner Problemen mit der Überflugerlaubnis für verschiedene europäische Länder bekommen hatten.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung duldet bislang die Bauarbeiten der Amerikaner - trotz aller Beteuerungen, eine weitere militärische Belastung des Bundeslands käme nicht in Frage. Unmittelbar nach Abschluß des INF-Vertrags hatten sich die betroffenen Gemeinden energisch gegen eine militärische Anschlußnutzung des Geländes ausgesprochen. Die Grünen forderten die CDU-FDP-geführte Mainzer Landesregierung auf, sich gegen die Aufrüstung des Hunsrücks zu einer „Leitstelle des strategischen Kriegs“ zu wenden.

Thomas Krumenacker