BHV-Militärtagung „instinktlos“

■ Harte Worte beim alternativen Empfang

Daß die Militärs ausgerechnet in den ersten Septembertagen in Bremerhaven „über Waffen philosophieren müssen, zu einem Zeitpunkt, wo wir über Versöhnung und Völkerverständigung sprechen“, das lasse zumindest jede Sensibilität vermissen gerade in der Woche, in der sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen und damit der Beginn des zweiten Weltkriegs zum 50. Male jährt. Dabei bleibt Bremerhavens DGB -Kreisvorsitzender Johann Lüdemann. Der Magistrat sieht die Tagung „Militär und Technik“ des Mititärgeschichtlichen Forschungsamtes Freiburg anders. Am Dienstagnachmittag lud Bürgermeister Brand die TeilnehmerInnen der Tagung zu einem Empfang ins erste Hotel am Ort. Während er dem Tagungsleiter, Brigadegenereal Günter Roth, ein Handtuch zum Joggen überreichte, hate der DGB zeitgleich zum „alternativen Empfang“ wenige hundert Meter entfernt in ein städtisches Jugendzentrum geladen. Zum kalten Büffet aus Wurstbrot und Frikadellen gab es harte Worte. Lüdemann wies die Unterstellung zurück, die TagungskritikerInnen behandelten die Militärgeschichtler „wie Neofaschisten“ ein Vorwurf, den Stadtrat Werner Lenz schon im April erhoben hatte. Damals hatte der Megistrat

den städtischen Empfang für die TagungsteilnehmerInnen mit der Erwartung begründet, daß es den Militärgeschichtlern um eine „differenzierte, kritische Aufarbeitung“ des des Hitler -Einmarsches in Polen gehe. Aber davon ist bei Tagungsbeginn nicht mehr die Rede. Zwei beim alternativen Empfang im Publikum anwesende Bundeswehr-Offiziere schließen sich der gewerkschaftlichen Kritik am „instiktlosen Tagungstermin“ an, halten es aber für ungenügend, daß die Alternativen „nur altbekannte Standpunkte austeilen“. Uwe Papart, Leiter der Bremerhavener Landeszentrerale für politische Bildung, wundert sich: „Das hätte es vor Jahren nicht gegeben, daß hier Offiziere auftauchen. Die hätten viel zu viel Schiß gehabt.“ Er sprach sich für weniger Berührungsangst und mehr Streitkultur aus. Die wird es geben: Einer der referierenden Militärhistoriker wird an der Diskussiobn um das seit 5 Jahren umstrittene U-Boot im Museumshafen teilnehmen. Nicht anwesend sind Wissenschaftler aus der Sowjetunion und Polen. Das Forschungsamt hatte im letzten Moment, vor zwei Monaten, zwei Danziger und einen sowjetischen Hochschullehrer eingeladen, bis zuletzt aber keine Antwort bekommen.

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