Weiße Wähler wollen weiter Apartheid

Südafrikas regierende Nationale Partei verliert Stimmen, behält aber die absolute Mehrheit der Sitze / „Anti-Aufruhr-Einheiten“ erschießen in Kapstadt 23 Menschen  ■  Aus Johannesburg A.Seibel

Die Nationale Partei Südafrikas versuchte gestern, das in ihrer 40jährigen Herrschaft schlechteste Wahlergebnis (47 Prozent) ins Positive umzuinterpretieren: „Mehr als 70 Prozent der Wähler haben für eine Reformpartei gestimmt,“ sagte Präsident Frederick de Klerk und addierte einfach die Stimmen für die liberale Demokratische Partei hinzu, die eigentliche Gewinnerin der Wahl ist, die die weiße Minderheit Südafrikas am Mittwoch abhielt. Den Endergebnissen zufolge verfügt die NP nun nur noch über 93 Mandate und sieht sich einer erstarken Opposition sowohl der liberalen Demokraten (33 Mandate) wie auch der ultrarechten Konservativen Partei (39) gegenüber. Im letzten weißen Parlament hatte die Regierungspartei noch 123 Mandate.

De Klerks Gerede von Reform erscheint in einem anderen Licht, betrachtet man das brutale Vorgehen der Polizei am Wahlabend in Kapstadt. Dort erschossen „Anti-Aufruhr -Einheiten“ bei Protesten gegen die Wahlen mindestens 23 Menschen - über 100 wurden verletzt.

Im ganzen Land war es am Wahltag zum bisher größten Generalstreik gekommen, den mehr als drei Millionen Menschen befolgt hatten. „Wir werden es nicht mehr hinnehmen, auf die alte Art und Weise regiert zu werden“, sagte gestern Jay Naidoo, Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbandes Cosatu. Die Kampagne zivilen Ungehorsams soll weitergehen. Tagesthema auf Seite 3

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