Töpfer steigt gegen Lafontaine in den Ring

Der saarländische Parteitag der CDU nominiert Reaktorminister Klaus Töpfer zum Spitzenkandidaten für die kommende Landtagswahl / Er soll gegen den amtierenden SPD-Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine antreten / Seine Erfolgschancen sind eher dürftig  ■  Von Thomas Krumenacker

Saarbrücken (taz) - Kaum daß Kanzler Helmut Kohl sein Lob an die Jugend beendet hatte - sie würde wie keine Generation zuvor „lieber studieren als demonstrieren“ - mußte er sich eines besseren belehren lassen: Pfeifend und durch Preßlufthörner verstärkt marschierte beim Parteitag der saarländischen CDU am Samstag eine Gruppe Demonstranten in die Kongreßhalle ein. Krawatten und Spruchbänder wie „Haut den Roten auf die Pfoten“ oder „Mit Töpfers Klaus schmeißen wir die Roten raus“ wiesen sie jedoch schnell als Aktivisten der Jungen Union aus: Eine Überraschung der Parteitagsregie für den neuen Vormann Klaus Töpfer, der die siechende Saar -CDU wieder auf Gewinnerkurs bringen soll.

Auch sonst der „Krönungsparteitag“ wie geplant. Mit 397 Ja bei fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung nominierten die Delegierten den Bundesumweltminister zum Herausforderer des seit fast fünf Jahren mit absoluter Mehrheit regierenden Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine für die kommenden Landtagswahlen am 28.Januar.

Daß der von seinen Parteifreunden demonstrativ mit stehenden Ovationen gefeierte Töpfer im Januar einen Wahlsieg über Lafontaine davonträgt und damit die weitere Karriere des SPD-Vizes möglicherweise stoppt, ist entgegen des zur Schau getragenen Optimismus zweifelhaft: Töpfer findet eine Saar-CDU vor, die seit der Wahlniederlage 1985 an der 35-Prozent-Marke liegt. Sie leidet zudem unter Mitgliederschwund. Seit den vergangenen Landtagswahlen hätten rund 2.700 Mitglieder die Partei verlassen, hieß es.

Um dennoch ein achtbares Ergebnis für sich herauszuholen, will der neue Spitzenmann der Saar-CDU im kommenden Wahlkampf auf Konfrontationskurs zu Lafontaine gehen. In seiner Grundsatzrede warf Töpfer seinem Widerpart „Populismus und Opportunismus“ vor und kündigte an, er werde im Falle eines Wahlsieges versuchen, das Saarland zum bundesweiten Modell einer umweltverträglichen Wachstumspolitik zu machen. Mit Blick auf das an der Saar mit wahlentscheidende Thema AKW Cattenom bekannte sich Töpfer zu seiner umstrittenen Verhandlungsstrategie gegenüber Frankreich.

Lafontaine, der in Sachen Cattenom eine härtere Gangart einschlägt, warf der Spitzenkandidat vor, mit seinen Klagen gegen das AKW das deutsch-französische Verhältnis zu belasten und eine „giftige Grenze durch Europa“ zu ziehen. Seine eigene Partei, die seit der Wahlniederlage von 1985 jetzt „in eine Phase der Erneuerung“ (Landesvorsitzender Peter Jakoby) getreten sei, mahnte Töpfer: „Wir brauchen Arbeitstiere und nicht Postenjäger“.

Daß ihm sein Gang an die Saar nicht leichtgefallen sei, daraus machte Töpfer vor der Presse keinen Hehl. Nicht „aus Leidenschaft, aber mit voller Leidenschaft“ ziehe er in den Wahlkampf. Für den Fall einer Mehrheit bot Töpfer den Saar -Liberalen eine Koalition an. Die FDP sei der „eigentlich gewünschte Partner“.