Coop-Zulieferer wollen Bargeld sehen

■ Nach dem Vergleichsantrag: Im Frischwarenbereich drohen den Plaza-, Brema- und Comet-Läden leere Regale

In der Coop-Zentrale für Nordwestdeutschland in Bremen-Walle ist der Teufel los. „Totale Hektik“ sei dort ausgebrochen, berichtet ein Filialleiter, der versucht hatte herauszubekommen, wie es mit dem Unternehmen weitergehen wird. „Es gibt keine In

formationen. Die wissen wohl auch nichts.“

Immerhin soviel ist bekannt: Nachdem die 140 Gläubigerbanken sich am Montag geweigert hatten, auf 80 Prozent ihrer Forderungen, immerhin 2,23 Milliarden Mark zu verzichten, ging

die Coop gestern morgen in das Vergleichsverfahren, der letzte Schritt vor dem nun denkbaren Konkurs. Das Frankfurter Amtsgericht muß jetzt prüfen, ob das Unternehmen noch 35 Prozent der Bankenforderungen wert ist. (vgl. S.2).

Gleichzeitg verhängte die Firmenleitung in Frankfurt den regionalen Coop-Zentralen einen Maulkorb. Mit der Presse mochte weder der Chef von Coop-Nordwest in Bremen-Walle, noch der Leiter des Auslieferungslagers in Horn-Lehe sprechen. Und auch mehrere Filialleiter mochten keine Auskunft darüber geben, wie lange die Regale in den Coop -Läden noch gefüllt sein werden.

Lediglich der Leiter einer Filiale in der Bremer Innenstadt nahm gestern kein Blatt vor den Mund. Seine Überzeugung: Wenn sich die Situation der Coop nicht schnellstens grundsätzlich klärt, kann es Anfang nächster Woche bereits zu Engpässen im Frischwarenbereich kommen. Mehrere Zulieferer wollen nur noch gegen Bar-Kasse liefern. Dies aber geht bislang nicht, da die Abrechnungen über die Coop -Buchhaltung im westfälischen Kamen laufen. Grünes Licht, die Ware ab sofort direkt aus der Nordwest-Kasse zu bezahlen, gibt es bislang nicht. Im Hauptlager in Horn-Lehe werden bereits einige Frischwaren knapp, da Zulieferer, die um ihr Geld bangen, gestern die Lieferungen erst einmal einstellten. Und lokale Anlieferer, die zum Beispiel kleingeschnibbelte Salate und frische Dressings direkt an die Comet-Filialen liefern, haben gestern zum ersten Mal Lieferungen abgesagt.

Die Coop-Nordwest mit etwa 200 Läden von Rotenburg bis zur Nordseeküste und der holländischen Grenze ist der Muttergesellschaft in Frankfurt erst vor drei Jahren einverleibt worden und trauert nun der verlorengegangenen Selbständigkeit heftig nach. Denn anders als die Regionalgesellschaften im Süden und Westen der Republik, hat Coop-Nordwest schwarze Zahlen in die Bilanzen eingebracht. Der Grund: Bereits vor zehn Jahren wurde begonnen, das Angebot der Läden zu erweitern und den sogenannten „Non-Food -Bereich“ zu verstärken. Die Ladengrößen liegen im Nordwesten bei etwa 1.000 Quadratmetern. In den defizitären Läden in Bayern beispielsweise liegt die Durchschnittsgröße bei etwa 500 qm. „95 Prozent der Bremer Comet-Läden bringen positive Ergebnisse“, berichtete der Leiter der Filiale in der Innenstadt. „Wir wurden in den Sog mit reingezogen.“

In Bremen sind 2.100 MitarbeiterInnen bei dem maroden Handelsriesen beschäftigt. Bislang haben sie ihr Gehalt noch jeden Monat pünktlich auf dem Konto gehabt. Ob dies im September auch noch so sein wird? Meint der Filialleiter: „Ich bin da nicht ganz so pessimistisch. Irgendwie läuft das ja immer alles weiter.“

hbk