Filmbüro klebte CDU-Plakate

■ Warum eine hanseatische Lösung für ein Malheur bei der Begrüßung des Kanzlers scheiterte

Wann kommt der Kanzler schon mal nach Bremen! Die hiesigen Christdemokraten, die weiß Gott in der Stadt keinen großen Kredit haben, wollten ihm etwas besonderes tun. Handschriftlich aber wie gedruckt, lachte es dem Kanzler entgegen: „Wir begrüßen Helmut Kohl“, die innerparteiliche Opposition ergänzte hier und da: “... und Heiner Geißler“.

Anstatt den Kanzler zu begrüßen, so mußte es Pendlern aus Worpswede, Lilienthal und anderen vornehmen Gegenden nordöstlich von Schwachhausen/Horn scheinen, wollte die dortige CDU-Basis lieber Werbung fürs Bremer Filmfest machen. Der Eindruck täuschte: „Unbekannte“ hatten die Plakate nachts überklebt, auch Plakate der DKP wurden überklebt, unberührt blieben allein die Plakate der SPD: „Kinder sehen - Fuß weg vom Gas“. Der Schaden war für die CDU nicht zu reparieren, „da keine weiteren Plakate mehr vergfügbar waren“.

Die wackeren Christdemokraten aus Horn/Lehe vermuteten eine „gezielte Aktion“ und „ermittelten“ und siehe da: Das Filmbüro Bremen, Veranstalter der auf diese Art begünstigten Filmtage, hat einen „kostenfreien Arbeitsplatz“ und Telefonnutzung im Hause des Senators für Kunst (SPD). Die CDU Horn ermittelte und fand einen Verantwortlichen heraus: Detlev Ziegert vom Con-Filmverleih. Mit ihm, erklärte der Pressesprecher der CDU Horn, Stephan von Dellinghausen, habe er über eine „Wiedergutmachung“ in hanseatischer Art gesprochen: „Diese Wiedergutmachung sollte in der Form erfolgen, daß diejenigen, die an der Überklebungsaktion beteiligt waren, nun ihrerseits CDU-Plakate .. auf die 36 vorhandenen CDU-Stelltafeln kleben sollten.“ Und das wäre die Einladung für die christdemokratisch-republikanische Kampagne „Verbrechenstop statt Einstellungsstop“ des Herrn Kudella gewesen. „Diese Lösung des Problems ist aus Gründen, die für die CDU nicht nachvollziehbar sind, nicht zustandegekommen“, hat Dellinghausen festgestellt und droht mit Strafanzeige.

Detlev Ziegert vom Con-Verleih hat zwar Verständnis für den Ärger der CDU, hat aber - so teilte er der taz mit - die idealistischen Helfer, die für das Filmfest in Horn aktiv waren, nicht herausfinden können. Nur deshalb konnte er sie auch nicht fragen, ob sie bereit seien, auf die von der CDU vorgeschlagene Wiedergutmachung einzugehen ... Auf eine Wiedergutmachung verzichtet hat übrigens ein christlicher Verein, der für „Dein Weg zu Jesus“ werben wollte und nun unfreiwillig Reklametafeln für das Filmfest bereitstellte.

Rosi Roland