Lojewskis Begleitmusik

■ Der neue SFB-Intendant nahm gestern auf einer Pressekonferenz zur SFB-Hörfunkredaktion Stellung / SFB-Redakteure wurden ausgeschlossen

Da hatte der SFB-Intendant Günther von Lojewski wohl etwas zu schnell geschossen. Am Montag verkündete er der verdutzten Redakteurskonferenz, daß die Entscheidung über die geplante Reform im Hörfunk jetzt gefallen sei. Als Reaktion auf die Hörerverluste würden die Programme völlig neu konzipiert. Alle wortlastigen Sendungen sollten nach dem neuen Konzept auf die unattraktive vierte Frequenz wechseln und dort den vielgepriesenen Informationskanal bilden, während SFB 3 als Klassik- und Kulturkanal im wesentlichen in der derzeitigen Form erhalten bliebe.

Gestern nun erläuterte Lojewski und Programmdirektor Seifert die Programmrevolution auf einem eilig anberaumten Pressegespräch. Was die wißbegierigen Presseleute dort allerdings zu hören kriegten, unterschied sich in Nuancen von dem, was er seinen Mitarbeitern am Wochenanfang aufgetischt hatte. So konkret sei das alles noch gar nicht, räumte der Intendant ein. Eine endgültige Festlegung, welche Welle nun auf welche Frequenz gepackt werden soll, gäbe es ebensowenig wie eine genaue Vorschrift für die Wortbeiträge auf den „Tagesbegleitprogrammen“. An dieser grundsätzlichen Trennung - musikorientiertes Massenprogramm und wortreicher Informationskanal - wolle man aber festhalten. Wie der Informationsanspruch auf den Musikwellen verwirklicht werden soll, veranschaulichte Lojewski an einem Beispiel aus der Sportberichterstattung. Frei nach dem Motto: „In der Kürze liegt die Würze“ solle ein Tennismatch mit Boris Becker eben nicht mehr in voller Länge kommentiert werden, sondern nur der entscheidende Matchball. „Bumm bumm, dazu braucht man nur zwei Sekunden.“

VertreterInnen aus den Redaktionen war die Teilnahme an dem Pressegespräch ausdrücklich verwehrt worden, wohl weil der Intendant Sorge hatte, daß die seine moderate Werbung für das neue SFB-Konzept kritisieren könnten. Um so verärgerter erschienen diese dann auf der anschließenden Redakteursversammlung, zu der sie Lojewski geladen hatten. Heftige Widerstände gegen die geplante Auslagerung qualifizierter Magazine wie Boomerang, Zeitpunkte, KopfHörer oder Kulturtermin auf die schwache 98,2-Frequenz schlugen dem SFB-Chef dort entgegen. So fühlte er sich am Ende doch zu einer versöhnlichen Geste veranlaßt. „Die Redakteure sitzen mir im Nacken, ich wende mich ihnen zu“, meinte er wohl nicht nur auf die Sitzordnung bezogen. Nun hoffen die RedakteurInnen, daß sie, wenn der Informationskanal nun schon einmal beschlossene Sache ist, dann doch wenigstens auf SFB 1 statt 4 senden dürfen. Am kommenden Montag auf der Rundfunkratsitzung geht die Diskussion weiter.

utho