Wintergärten und Kompost

■ Im Sanierungsgebiet Unionsplatz in Tiergarten planen Mieter und Bezirksamt zusammen ökologische Stadterneuerung / Mieter-Genossenschaft wird Hauswirt

„Ökologische Stadterneuerung mit den Mietern zusammen“, wolle man im Sanierungsgebiet Unionplatz machen, sagt der Tiergartener Baustadtrat Horst Porath (SPD). Zur Mieterfete in den äußersten Norden des Bezirks Tiergarten lud das Bezirksamt am Samstag in den großen grünen Hof, zwischen den vormals landeseigenen und nach wie vor reichlich heruntergekommenen Häusern. „Die jahrelangen Planungsschäden an den Häusern hat der Staat zu verantworten, dafür müssen wir die Mieter entschädigen“, meinte Porath weiter.

Ursprünglich sollte am Unionsplatz alles abgerissen und neue gebaut werden. Dann bildete sich vor zehn Jahren ein Betroffenenrat der Mieter und vor allem der Mieterinnen, die gegen den Abriß kämpften. Die setzten sich nun durch: Die Häuser gingen zwar zunächst auf Weisung des vormaligen Finanzsenators Rexrodt (FDP) an die landeseigene DeGeWo, wurden aber bald an den treuhänderischen Sanierungsträger „Wohnstatt“ in Erbpacht übertragen. Nach der Sanierung sollen die etwa 180 Wohnungen an eine Genossenschaft der Mieter - derzeit in Gründung - übergehen.

Unter „Wohnstatt“ ist nun baldigst Baubeginn. Neben der normalen Modernisierung und dem Anbau einiger Neubauwohnungen werden grüne Dächer und Fassaden und angebaute Wintergärten entstehen sowie Komposthaufen im Hof angelegt. Die Häuser sollen an das Fernwärmenetz der Bewag angeschlossen werden, Wärmedämmung und natürliche Baustoffe werden verwandt. Die Wohnungsgrundrisse werden so verändert, daß die Sonnenenergie optimal ausgenutzt wird. „Die Gründächer werden nicht auf die Miete umgelegt. Das zahlt die öffentliche Hand, denn die Verbesserung des Stadtklimas komme ja der Allgemeinheit zugute“, sagte der Tiergartener Sanierungschef Bernhard Ziegler. Man wolle keine Experimente mit wenig erprobten ökologischen Techniken, die womöglich hohe Wartungskosten nach sich zögen, schließlich könnten sich die derzeitigen Mieter keine hohen Mieten leisten. Die weitere Planung werde man fortlaufend mit den Mietern diskutieren und nichts von oben überstülpen.

Zufrieden zeigten sich auch die MietervertreterInnen: „Wir haben früher viel Ärger gehabt mit dem Bezirksamt, aber seit sich der Herr Ziegler um uns kümmert, läuft es problemlos“, meinte Karin Friedrich. Tiergarten ist damit der erste Bezirk, der landeseigene Häuser saniert und in Bewohnerhand gibt, während man beispielsweise in Kreuzberg noch an Konzepten bastelt.

esch