Porsche: „Ein Mann, ein Werk, ein Wagen“

■ Ferdinand („Ferry“) Porsche junior wird heute 80

Die PR-Abteilung im Porsche-Werk Stuttgart-Zuffenhausen hat ihr Handwerk gelernt. Zugkräftig ist es in der Branche schließlich noch allemal, ohrwurmartig bekannte Satzmuster zu Werbezwecken zu verwenden. Die Würdigung von Ferdinand Porsche jun. anläßlich seines heutigen 80. Geburtstag in den „Presse-Informationen“ des Automobilwerkes sind denn auch mit der denkwürdigen Formel „Ein Mann, ein Werk, ein Wagen“ überschrieben. Bei dieser bis aufs Versmaß frappanten Nähe zur zwölf Jahre lang - während der steilsten Karriere -Sprünge von Vater und Sohn Porsche - gültigen Floskel „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ muß man sich fragen, warum bei dem Sportwagenhersteller nicht auch anderes, näherliegendes Eingang in die Pressearbeit gefunden hat. „Hart“, „zäh“, „flink“ sind die Gefährte aus Zuffenhausen doch noch immer.

Ein Aufarbeiten der Jahre 1933 bis 1945 und ihrer Bedeutung für die Firmengeschichte wäre dabei nicht nur aufgrund der Vita von Ferdinand senior (siehe untenstehenden Artikel) angebracht. Spätestens seit 1940 war auch der heutige Jubilar führend im Wolfsburger VW-Werk tätig, er übernahm die stellvertretende Leitung des Gesamtbetriebes. Doch von einer Aufarbeitung ist man ganz offenbar mindestens so weit entfernt, wie andere einschlägige Automobilkonzerne in direkter Nachbarschaft. Nach all dem, was sich die Werksleitung vor 1945 geleistet hat (s.u.), ist es mehr als dreist, heute in der Presseerklärung zu beklagen: „Ferdinand Porsche sen. geriet unverschuldet in französische Internierungshaft“, aus der ihn der Junior dann freikaufen mußte.

Zum 50jährigen Jubiläum der Volkswagen-Produktion wurde noch einmal tief in die Geschichts-Kiste gegriffen, auch die Jahre vor 1945 wurden gewürdigt. In einer Beilage der 'Wolfsburger Allgemeinen‘ stellt man ausgerechnet die Kriegsjahre in den Dienst einer „äußerst aggressiven Marktstrategie“ für das Volkswagenwerk und die Entwicklungsarbeit des damals dort maßgeblichen Vater-Sohn -Gespanns Porsche, wie die Autorin des untenstehenden Beitrages in einem Vortrag bemerkte: „Der Volkswagen bestand in den Jahren 1939-1945 seine Feuertaufe“, heißt es da. Zumindest „Fahrwerk, Bodenplatte und Motor waren durch unzählige Verbesserungen herangereift, im Großversuch, wie er wohl nicht härter hätte angesetzt werden können.“ Im Landserjargon werden dem potentiellen Käufer die verschiedenen Vorgänger des „Volkswagens“, der „zum Frontkämpfer avancierte“, vorgestellt: besonders bewährt habe sich „die leichte Kavallerie, der Kübelwagen“, und zwar als „unermüdlicher Schlammläufer im Rußlandfeldzug“.

Bei all dieser makabren Öffentlichkeitsarbeit über die Porsche-Entwicklung Volkswagen ist man dann eher hilflos der Frage ausgeliefert, ob man lachen oder weinen soll ob der Interview-Statements des Geburtstagskindes und heutigen Porsche-Aufsichtsrat-Chefs zu aktuellen Fragen der Zeit über Sinn und Unsinn des Automobils: „Die kilometerlangen Schlangen entstehen, weil Verkehrsraum fehlt und die geschwindigkeit zu stark gedrosselt wird.“ „Leider kosten auch andere, weniger individuelle Verkehrsmittel wie Flugzeug und Bahn Menschenleben. Trotzdem wird sie niemand abschaffen wollen“. „Und schließlich sind in unserem Jahrhundert Dinge geschehen, die weit mehr Opfer gefordert haben als der Straßenverkehr, ohne einen Fortschritt zu bringen“.

ulk