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Wer oder was ist das Filmbüro?

■ Das Filmbüro Bremen ist eine unbekannte Größe, von der jede schon gehört hat.

Fragt man in diesen schattenverhüllten Räumen wer oder was ist eigentlich das Filmbüro, dann nicken alle ganz entschieden, denn gehört haben wir schon davon, nicken weiter, immer weiter, doch es will sich nicht so recht ein Mund öffnen, keine Zunge löst sich, um dem Frager eine griffige Antwort entgegenzuschleudern. Das sind doch die, oder waren es jene, und je genauer man zuhört, desto unklarer wird die Antwort. Das Filmbüro Bremen ist ein Begriff in dieser Stadt, doch weiß kaum eine so recht, was er zu bedeuten hat.

Jutta Beyrich weiß es genauer. Sie sitzt in ihrem sonnendurchfluteten Büro, dort wo die Abteilung „Kunst“ des Senators BiWiKu zu Hause ist, in einer leicht verschmuddelten Akten-Legebatterie, einem sogenannten Bürohaus in der triebigen Innenstadt. Jutta Beyrich ist seit Dezember 88, als das Filmbüro die Höhle der Kulturbehörde bezog, die hauptamtliche Mitarbeiterin des Filmbüros, sie ist Ansprechpartnerin, sie organisiert die Ströme des Papiers im Filmbüro, sie hat den Überblick, ist die Stimme am Telefon. An sich ist Jutta Beyrich das Film-Büro.

Das Filmbüro aber ist mehr: der Zusammenschluß von derzeit etwa 70 Personen, die ein Interesse an der Entwicklung der Filmkultur in Bremen haben. Filmemacher zählen dazu, das kommunale Kino, die Schauburg, der CON-Filmverleih, TV -Produktionsfirmen und Medienpädago

gen.

Zusammengefunden haben sie sich im Frühjahr 87, um gegen den Mißstand anzugehen, daß , wer sich in Bremen für Film interessiert, die Stadt verlassen muß. Gegründet haben sie die „Initiative Filmkultur in Bremen“, die sich auf der politischen Ebene an die Lobbyarbeit setzte und versuchte, Senatsgelder zu akquirieren und auf der anderen Seite daran ging, nachzuweisen, daß es in Bremen eine beachtenswerte filmerische Kapazität gibt.

Es entstand die Idee zur „1. Bremer Filmschau“, die fand schnell Interesse, und, schwuppdiwupp, da war sie Wirklichkeit: im Januar 88 präsentierten sich die Bremer Filmemacher auf diesem ersten lokalen Festival in Bremen. Publikum kam, auch die Presse resonierte - die Filmsschau war ein Erfolg, größer als erwartet, und plötzlich glaubten selbst Bremer daran, daß hier doch noch etwas sei. Mut war gewonnen, neue Projekte fingen an, Knospen zu entwickeln.

Das Filmbüro, das sich dann Ende des Jahres 88 unter seinem jetzigen Namen gründete, hat in der Zwischenzeit als kleinen Ableger den festen Abspielplatz für Avantgarde-Videos „Blue Box“ erfunden (einmal im Monat im Cafe Grün), und definiert seine Arbeitsbereiche auf fünf Feldern. Einmal versucht es die nötige Lobby-und Hinter-Kulissenarbeit für die geforderte kulturelle Filmförderung in Selbst

verwaltung zu inszenieren. Wäh

rend andere Länder erhebliche Mittel in die Förderung sowohl von Abspielmöglichkeiten als auch von Produktionen als auch von Verleih- und Vertriebsarbeit stecken, gibt es in Bremen bisher läppische 60.000 Mark, die den Abspielstätten zugute kommen und dem postulierten Anspruch des Herrn Senator Franke, Bremen nicht zur Provinz verkommen zu lassen, laut Hohn lachen. Nach dem Beispiel des Filmhauses in Hamburg stellt sich das Filmbüro, vor, die Verteilung der Gelder für die kulturelle Filmförderung, die Franke angekündigt hat, zu regeln.

Der zweite Arbeitsbereich des Filmbüros sieht derzeit einer recht befriedigenden Lösung entgegen: Im Medienzentrum in Walle, das derzeit im Bau ist, soll das Filmbüro endlich eigene Räume bekommen, Räume, in der nicht nur die Administration erledigt werden kann, sondern wo auch Platz ist für Prolduktionsmittel, für Sichtungsräume, Schneideplätze und was des Filmemachers Not sondst noch begehrt. Ein weiter und entscheidender Schritt nach vorn.

Zu entwickeln ist noch der Bereich der Beteiligung an kulturellen Fenstern der privaten Fernsehanstalten. Hier mangelt es an der politischen Unterstützung, die den TV -Sendern den Anbieter Filmbüro in den Pelz setzen

wollte. Und so stehen die Bremer Filmemacher derzeit etwas leerarmig vor der Medienexpansion, doch ändern sich die Zeiten und

Verhältnisse und es wäre denkbar, daß solche Kooperationen mit den Privaten eines Tags möglich werden.

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