Leise, laut, noch lauter

■ Das musikalische Wochenprogramm in Bremen

Der Sommer neigt sich zumindest dem Kalender nach dem Ende zu, und siehe da, das Musikprogramm in Bremen gewinnt an Substanz. Von leise über laut bis ganz laut variiert die akustische Bandbreite. Hier eine Auswahl.

Gleich heute abend gibt es diese Gegensätze in Reinform zu hören. Im Kultursaal der Angestelltenkammer lassen sich zunächst der Lokalgitarrist Ralf Benesch und der Pianist Michael Rayher mit Konzert-Gitarren-Kompositionen dieses Jahrzehnts vernehmen. Im Anschluß daran tritt das Vlatko Kucan/Michael Danner Duo vor das Publikum, um mit verschiedenen Blasinstrumenten (Saxophon, Baßklarinette, Posaune und Tuba) „Einflüsse zeitgenössischer komponierter, improvisierter und populärer Musik, sowie Volksmusiken vorzutragen, eine Synthese im Sinne einer zeitgemäßen Sprache.“ Beginn 20 Uhr. Ein paar Kilometer entfernt geht es im Magazinkeller des Schlachthof ganz anders zur Sache. Mit Stengte Dorer und With Inrange stellen sich zwei Hard -Core-Bands aus Oslo vor, die aus dem Umfeld des besetzten Hauses „Blitz“ kommen. Wie immer beiChange-Konzerten: Beginn gegen 22 Uhr.

Am Sonntag sollte ein Besuch im Parkhotel lohnen, wenn um 17 Uhr zunächst Peter Seiler mit einem Gitarristen und dann die Meditativ - Gruppe Mind over matter im Rahmen der Computerkultur-Tage zwei Livekonzerte bestreiten werden. Um 21 Uhr (Änderung !) verspricht die Formation Software gesteigerte Spannung mit ihrer programmierten Multivision über drei große Leinwände zur Computermusik. Visuell und musikalisch wird die Entwicklung der Weltgeschichte von der natürlichen Belassenheit über die Technik bis hin zur Computersimulation aufgeführt.

Am 27. 9. geht es ungleich härter zur Sache, wenn im Lagerhaus Schildstr. das Detroiter Trio Viv Akauldren die trashgeneigten Ohren umspielen wird. Von Noise über Folk bis Oriental reicht ihr Spektrum, wobei besonders die Drummerin Deb Agolli schon im Voraus gelobt wird.

Schon einen Tag später, am Donnerstag, gilt es, sich im musikalischen Sinne warm anzuziehen. Im Aladin steht um 20 Uhr das apokalyptische Doppelkonzert mit Sodom aus Deutschland und Sepultura aus Brasilien auf dem Programm. Kenner unterstellen den Deutschen ein „schlechtes Image“, weil sie zu gern mit Klischees wie Blut und Gewalt agieren. Das südamerikanische Quartett soll dagegen „der Inbegriff des guten straighten Trashmetal“ sein, sie haben sich vom „reinen Gehaue“ der vorletzten Platte weiter entwickelt.

Alle LiebhaberInnen der gemäßigten Töne seien am Donnerstag, dem 28.9. im Modernsten auf die Amerikanerin Carolyne Mas hingewiesen. Ihr „Sittin‘ in the dark“ klingt ja jetzt noch in den Ohren. Am 26. 9. kann Isaac Hayes voll abgeschrieben werden, die Veranstalter hatten einfach seine Kapriolen satt. Wer ihn dennoch nicht von ihm lassen kann: vielleicht spielt er ja am 3.10. in Hamburg. Jürgen Franck