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Niederlage für DGB-Chef bei Angestelltenkammer

■ Entscheidung über neuen Geschäftsführer vertagt

Mehr als 60 MitarbeiterInnen der Angestelltenkammer versammelten sich gestern nachmittag aus Protest zu „Kaffee und Kuchen“ im Foyer ihrer Bildungseinrichtung. Nebenan tagte gleichzeitig der Vorstand, die Protestversammlung konnte dem Gremium buchstäblich auf die Finger sehen. Unter diesem Druck hat der Kammervorstand sich der Forderung der Kammer-Belegschaft gebeugt und die Bestellung des neuen Geschäftsführers vertagt.

Damit ist Harald Schütz, der Kandidat des DGB-Vorsitzenden Heinz Möller, fürs erste gescheitert, obwohl Möller im Kammer-Vorstand sitzt und dort über eine Mehrheit verfügt. „Es geht hier nicht um eine Palast-Revolution“, sagte ein ÖTV-Kollege im Gespräch. „Wir fühlen uns konkret bedroht.“ Möller will, so sind die Mitarbeiter überzeugt, den Post -Gewerkschafter Schütz als Geschäftsführer, da der auch

ein Verfechter der Zusammen legung von Arbeiter-und Angestelltenkammer ist. „Das hätte den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge“, fürchten die KollegInnen.

Der DGB-Vorsitzende Möller wird am 1.1.1990 Geschäftsführer der Arbeiterkammer sein. Da Schütz Ambitionen hat, ins Europaparlament nachzurücken, hätte Möller mittelfristig die Chance, Geschäftsführer beider Kammern zu werden. „Bei dem kommt dann der Arbeitssenator zum Frühstück“, charakterisierte eine Kollegin die Machtfülle dieser Position.

Die Vertagung der Entscheidung bedeutet eine schwere politische Niederlage für Heinz Möller. Nach dem Erfolg gestern abend haben die MitarbeiterInnen der Angestelltenkammer bis zum 16.11. Zeit, nach Gegenkandidaten zu suchen.

kvr

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