Geldstrafen in Leipzig

■ Zwölf Personen im Schnellverfahren verurteilt / Neue Betten für Prager Botschaft / Honecker noch nicht fit für Besuche

Berlin (taz) - Der Leipziger Justizapparat arbeitet auf Hochtouren. Gegen zwölf Demonstranten und Schaulustige, die nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche am vergangenen Montag festgenommen wurden, verhängten die Behörden jetzt Ordnungsstrafen von über 1.000 Mark. Entgegen anderslautenden Meldungen betonten Insider, es sei in Leipzig immer noch unbekannt, wieviele der über hundert Festgenommenen sich gegenwärtig noch in Polizeigewahrsam befinden. Die Behörden verweigern jede Auskunft darüber.

In einer Art Schnellgerichtsverfahren waren bereits in den letzten Tagen vier Personen zu jeweils viermonatigen Haftstrafen wegen „Zusammenrottung“ am 11. September verknackt worden. Oppositionelle berichteten, daß der als Vermittler eingeschaltete Dresdner Bischof Hempel gesagt habe, „Gespräche zwischen Staat und Kirche in dieser Frage sind nicht mehr möglich“.

Prag (dpa)- Die Zahl der DDR-Auswanderer in der Bonner Mission in Prag steigt weiter an. Eine Bundestagsdelegation mit Peter Glotz (SPD) an der Spitze berichtete gestern kurz vor ihrem Abflug aus Prag, in der Botschaft befänden sich gegenwärtig „weit über 500 Flüchtlinge, davon 170 Kinder“. Glotz sagte, die Delegation habe mehrfach mit CSSR-Stellen über das Problem gesprochen - ohne konkrete Lösung. Auf dem Gelände der BRD-Botschaft vertrieben sich Gäste die Zeit damit, 300 Betten zu zählen, die von einem Lkw abgeladen wurden.

Wien (dpa) - DDR-Behörden haben dem österreichischen Bundeskanzler Vranitzky (SPÖ) bedeutet, Honecker stehe noch nicht für ein geplantes Gespräch zur Verfügung. Ursprünglich wollte Vranitzky den 77jährigen kranken DDR-Staatschef kommenden Montag treffen.

peb