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Duschen ohne Stolperschwellen

■ Ausstellung im Rathaus: altengerechte Modellwohnung / Handfeste Tips vom Kantholz bis zur High-Tech

Fast möchte man beim Betreten der Wohnung die Klingel drücken: Mit viel Liebe zum Detail ist in der Unteren Rathaushalle eine Modellwohnung aufgebaut worden. Sie vermittelt einen Einblick über bauliche Veränderungen, die individuelles Wohnen im Alter erleichtern können. „Uns kam es darauf an, eine schon vorhandene Wohnungseinrichtung so umzurüsten, daß die Kosten bezahlbar bleiben,“ erläutert die Architektin Ostermann-Frentz das Anliegen der Ausstellung. Nachdem sie in München zwei Jahre lang SeniorInnen bei Umbauarbeiten betreut hatte, entwickelte sie die Pläne für das Modell im Rathaus.

Die Handwerkskammer hatte das Material geliefert und die Arbeiten mit den jeweiligen Innungen durchgeführt, die Möbeln stiftete die Recycling-Börse. So entstand eine altengerechte Wohnung, die auch die Zustimmung der an der Konzeption beteiligten Seniorenvertretungen fand. Im Wohnzimmer zum Beispiel steht der alte Fernsehsessel jetzt auf zwei Kanthölzern verschraubt zwölf Zentimeter höher, damit alte Menschen sich leichter setzen und erheben können. In der Küche gibt es zwei Arbeitsplatten, eine in Steh-, die andere in Sitzhöhe. Der Kühlschrank ist durch ein kleines Podest erhöht, so daß auch die unteren Kühlfächer leicht zu erreichen sind. Der Wasserkrahn kann durch eine entsprechende Mischbatterie mit einer Hand bedient werden. Überall sind Haltegriffe fest verschraubt. Die Unterschränke mit ausziehbaren Schubfächern sind sehr praktisch, aber wohl auch teuer.

Finanziell aufwendig ist der Ausbau des Badezimmers. Hier ist die konventionelle Duschwanne randlos auf Bodenebene abgesenkt. Rutschfester PVC und ein wandverschraubter Sitz sollen Unfälle vermeiden helfen. Die Toilette ist durch einen Sockel er

höht, Waschbecken und Abstellbord so niedrig angebracht, daß sie im Sitzen zu erreichen sind. Die Schlafzimmergestaltung scheint wieder etwas erschwinglicher: Erhöhte Betten mit harten Matratzen erleichtern Aufstehen und Schlafen-Gehen.

Neben der Modellwohnung gibt es zahlreiche Informationen über und für alte Leute. Ganz unpassend machen sich dabei die Hochglanztafeln, die die Bundesministerin Hasselfeldt zur Ausstellung beigesteuert hat: Die handliche Ein-Personen -Spülmaschine im Aktenkofferformat oder der hydraulische Badewannensitz fügen sich nur schlecht in das Ausstellungskonzept.

Die Ausstellung ist auch zum miteinander Reden konzipiert. Alternative Wohnformen, Wohngeldprobleme, Aktionsformen, Bildungsprogramme und Versorgungsprobleme können mit den ausstellenden Wohlfahrtsverbänden und Seniorenorganisationen diskutiert werden.

Zur Zeit müssen die Umbauarbeiten noch aus der eigenen Tasche bezahlt werden, es sei denn, das Sozialamt übernimmt bestimmte Posten nach einer Bedürftigkeitsprüfung, erfahren Menschen, die ihre Wohnung umgestalten wollen. „Deshalb raten wir, den Umbau möglichst frühzeitig zu planen“ erklärt Karl Bronke vom Senat für Jugend und Soziales, damit die nötigen Arbeiten keine finanziellen Löcher ins Rentner -Budget reißen. Bedarf ist mehr als genug vorhanden. Bis zum Jahr 2005 werden mehr als 30 Prozent aller BremerInnen älter als 60 Jahre sein. Dazu kommen nach heutigem Stand als Bedürftige 1500 mobilitätsbehinderte Menschen, weil ein altengerechter Ausbau auch ein rollstuhlgerechter Ausbau ist. Dazu gehören verbreiterte Türen, Einebnung von Schwellen und Fahrstühle.

mad

Bis nächsten Freitag

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