Bonn Apart

■ Mogadischu oder die Memoiren von Ben Wisch Ein Feuerwehrmann zieht Bilanz

Mit Leidenschaft und Augenmaß - das ist der Titel der Memoiren vom „Feuerwehrmann der Nation“, von Hans-Jürgen Wischnewski. Wo Leidenschaft und Augenmaß zum Zuge kamen, steht im Untertitel: „In Mogadischu und anderswo.“ Ben Wisch hätte sein Buch lieber Das war's! genannt - schnell und präzise, wie der Sturm der GSG 9 auf die „Landshut“ - doch leider war dieser Slogan schon an die Erinnerungen Heinz Rühmanns vergeben.

Am Donnerstag abend im Bonner Presseclub ist die Zeit zwölf Jahre stehen geblieben. Helmut Schmidt ist als Festredner gekommen, „aus persönlicher Verehrung darf ich sagen: Herr Bundeskanzler“, so begrüßt ihn der Geschäftsführer von Bertelsmann. Die versammelte Riege der Sozialdemokraten vom rechten Flügel nickt beifällig: So halten sie es auch. Der Kanzler spricht: „Nach dem altbewährten Prinzip der Verhältnismäßigkeit der Mittel haben wir den Terrorismus niedergerungen. Ungewöhnliche Gefahren für den Staat lassen sich leichter bewältigen, wenn alle demokratischen Kräfte zusammen stehen.“ Ein Gläschen Sekt auf die gute alte bleierne Zeit. Die Bundesregierung hat sich nicht erpressen lassen, dieser Staat hat bewiesen, daß er „kein Nachtwächterstaat“ ist, schreibt Ben Wisch, der Terrorismus ist „weitgehend ausgetrocknet“. Aber den Kanzler, und mit ihm die Seinen, treibt doch eine Sorge um: „Taktiererei und Opportunismus“ hätten sich heute in der Politik breitgemacht - so etwas kann man im Krisenstab nicht brauchen.

Wie war's also in Mogadischu, wo die Bundesrepublik „vor ihrer größten Herausforderung seit ihrem Bestehen“ stand? Am Rand des Flugplatzes, „wo mich niemand sehen konnte“, hat Ben Wisch „die Hilfe Gottes erbeten“. Die Telefonverbindung nach Bonn war schlecht, und als Ben Wisch nach Hause kam und in Stammheim drei Tote lagen, fand er etwas deprimierend: „daß viele Menschen im Ausland damals dachten, bei diesem Selbstmord hätten staatliche Organe ihre Hände im Spiel gehabt.“ So was!

Ach ja, Schleyer: Um den ging es ja eigentlich. Aber wie wenig war er doch seiner Klasse wert. Als Ben Wisch Schleyers Stellvertreter von Brauchitsch signalisierte, die Wirtschaft könne es ja auch mit einem Lösegeld versuchen, bewegte von Brauchitsch vor allem eine Frage: Ob man die Summe von der Steuer absetzen könne? Da war Ben Wisch doch „einigermaßen erschüttert“.

Ch. Wiedemann